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100 Jahre Steinkohlenbergbau in
Kamp-Lintfort
- Der Bergbau unter der Ägide der Deutschen Steinkohle AG (1993 - 2009) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.10.2013
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   Ereignisse in den 90er Jahren
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   Kamp-Lintfort in den 90er Jahren
   Friedhelm Vogt
   Wirtschaft in den 90er Jahren
   Bergwerk West Anfang 21. Jh.
   Reinhard Fox
   Kamp-Lintfort Anfang 21. Jh.
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   Kamp-Lintfort 2000-2009
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Vom Verbund-Bergwerk Friedrich Heinrich / Rheinland zum Verbund-Bergwerk West (1993 - 2001) Sonstige Ereignisse in den neunziger Jahren Eckart Wehner - Werksleiter des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland in der Zeit von 1998 bis 1999 Kamp-Lintfort in den neunziger Jahren Friedhelm Vogt - Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich/Rheinland 2001-2002, Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks West seit 2002 und Aufsichtsratmitglied der DSK seit 2006 Die wirtschaftliche Entwicklung in den neunziger Jahren Das Bergwerk West im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts Reinhard Fox - Werksleiter des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland in der Zeit von 1999 bis 2001 und Werks-leiter des Verbundbergwerks West in der Zeit von 2002 bis heute Kamp-Lintfort zu Beginn des 21. Jahrhundert Briefmarkenausstellung "100 Jahre Steinkohlenbergbau in Kamp-Lintfort" im September 2007 Das Ende der Karmeliter im Kloster Kamp und weitere wichtige Ereignisse bis zum Ende des 1. Jahrzehnts Kamp-Lintfort bekommt eine Fachhochschule nach unten

Vom Verbund-Bergwerk Friedrich Heinrich / Rheinland zum Verbund-Bergwerk West (1993 - 2001)

Eine Kohlenlore für Berlin

Um auf ihre Situation hinzuweisen, machten sich Bergleute aus Kamp-Lintfort, Moers und Dinslaken am 14. April 1993 zu Fuß auf den Weg nach Berlin, wobei sie den Nachbau einer Kohlenlore aus der Nachkriegszeit mit sich führten. Sie wollten erreichen, daß sich der Senat der Stadt Berlin auch in Zukunft für die Verstromung der Steinkohle einsetzen sollte.

Der Marsch der Bergleute nach Berlin fand auch in der Presse starken Anklang - beispielhaft hier ein Bericht aus der Rheinischen Post vom 14.04.1993

Feldlager in der Christuskirche

Auch im Jahre 1995 war in Kamp-Lintfort die Finanzierung der Kohle wieder ein aktuelles Thema. In einer Resolution der SPD-Ratsfraktion, die in der Sitzung am 31. Januar 1995 dem Stadtrat zur Beschlußfassung vorgelegt wurde, hieß es u.a.: "Kamp-Lintfort ist Bergbaustadt. Trotz aller Umstrukturierungsleistungen ist derzeit noch jeder zweite Einwohner ganz oder teilweise vom Bergbau abhängig. Die Zukunft der Stadt ist mit dem Bergbau eng verknüpft". Aus Sorge um die Arbeitsplätze ihrer Männer errichteten Frauen im Februar und März 1995 in der Christuskirche ein Feldlager vor dem Altar und 80 Bergleute entzündeten nach einem Bittgottesdienst ein Mahnfeuer auf dem Pattberg.

Mahnwache der Bergmannsfrauen in der Christuskirche im April 1995

Mahnwache vor dem Ka-Ha-Zentrum

Vom November 1996 bis März 1997 errichteten Kamp-Lintforter Bergleute vor dem Ka-Ha-Zentrum eine Mahnwache, um Druck auf die Spitzengespräche zwischen IGBE-Chef Hans Berger und Bundeskanzler Kohl auszuüben. Hiermit wollten sie erreichen, daß anstehende Zechenschließungen mit einer sozialverträglichen Abfederung erfolgen und durch Unstrukturierungsmaßnahmen die Zukunft der Region und der Bergleute samt ihrer Familien gesichert würde.

Die Aktion wurde von der Kamp-Lintforter Bevölkerung mit einer großen Solidaritätswelle begleitet. Viele Bürger diskutierten mit den Bergleuten und spendeten Kaffee und Kuchen. Auch der damalige Bürgermeister Karl Flügel, Stadtdirektor Dr. Christoph Landscheidt und Delegationen von ÖTV, DGB, dem Moerser Arbeitslosenzentrum und Mitarbeiter der LINEG sowie die Weihbischöfe Franz Grave und Heinrich Janssen besuchten die Mahnwache, die rund um die Uhr in drei Schichten besetzt war.

Besonders verstimmt war man über die Absicht der Bundesregierung, den Umfang der Kohlesubventionen mit der Entsorgung von Rückständen aus Atomkraftwerken zu verbinden. Viele Bergleute, aber auch Bürger und Honoratioren aus Politik und Wirtschaft schickten Briefe an Bundeskanzler Helmut Kohl.

Mit einer Mahnwache demonstrierten die Bergleute von Friedrich Heinrich / Rheinland im Jahre 1996/97 gegen die Kohlepläne der Bundesregierung

Die Mahnwache war auch monatelang ein Topthema in den regionalen Zeitungen; hier ein Beispiel aus der NRZ vom 07.11.1996

So schrieb z. B. das Ehepaar Trentelj an Bundeskanzler Helmut Kohl:

"Wir, das heißt, meine Frau Eleonora und ich, gehören zu den treuesten Staatsbürgern unseres Landes. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß meine Frau und ich für dreißigjährige Tätigkeit als Luftaussicht auf dem Flugplatz Kamp-Lintfort am linken Niederrhein von der Bundesregierung ausgezeichnett wurden.

Wir wenden uns mit der Bitte an Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, die Schließung der Steinkohlenzeche Friedrich Heinrich in unserer Stadt Kamp-Lintfort zu verhindern.

Im festen Glauben an die Gerechtigkeit unseres Staates haben mein Großvater, Vater, meine Söhne, Enkelkinder und ich viele Jahre treu dem Bergbau gedient. Nicht zuletzt haben wir in den Nachkriegsjahren wesentlich zum Wiederaufbau unseres Staates beigetragen. Dasselbe gilt auch für die Verwandtschaft meiner Frau.

Wie bitten Sie, Herr Bundeskanzler, uns unseren Glauben an die Gerechtigkeit dieses Staates nicht zu nehmen und für den Erhalt des Bergbaus, der in unserer Region von schicksalhafter Bedeutung ist, persönlich Sorge zu tragen.

In der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben, grüßen wir Sie vom Niederrhein."

Zu Weihnachten veranstalten die Kirchen ökumenische Gottesdienste, wie i. f. aus einem Bericht der NRZ vom 10. Dezmber 1996 zu entnehmen ist:

Bericht über die Gottesdienste in der NRZ vom 10.12.1996

Am Abend des 17. Januar 1997 bilden über 15.000 Menschen in einer über 17 km langen Lichterkette zwischen Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn ein "Band der Solidarität", um mit ihnen gemeinsam gegen den Abbau der Kohlesubventionen zu protestieren.

Bericht über das "Band der Solidarität" am 18.01.1997 in der NRZ

Am 23. Januar 1997 fuhr eine Delegation von Politik, IGBE und Betriebsratnach Bonn und führte Gespräche im Bundeswirtschaftsministerium mit Ministerialdirigent Dr. Brandes und Dr. Grabowski.

Am Freitag dem 14. Februar 1997 bildeten über 220.000 Menschen vom Niederrhein und dem Ruhrgebiet eine 93 km lange Menschenkette, die von Neukirchen-Vluyn bis Lünen reichte, um ihre Solidarität mit dem Bergbau zu bekunden.

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Solidaritätsmedaille der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition

Im Februar stellte die "Fördergemeinschaft für Bergmannstradition - Linker Niederrhein" eine Solidaritätsmedaille "JA ZUR DEUTSCHEN STEINKOHLE" der Öffentlichkeit vor. Der Entwurf stammte von Fritz Scheppat in Moers.

Die Solidaritätsmedaille zeigt beidseitig unten eine brennende Grubenlampe und oben, in einer kreisförmigen Fläche das bergmännische Symbol Schlägel und Eisen mit einem Eichenzweig. Auf der Vorderseite ist die Inschrift "Ja zur Deutschen Steinkohle" angebracht. Auf der Rückseite steht "Der Bergmann sei gelebet, Gott segne seinen Stand, nur wo das Bergwerk blühet, gedeihet das Land. Glück auf".

Die Medaille wurde damals zum Preis von 15,- DM verkauft.

Am 7. März 1997 wurde die Mahnwache abgebaut, nachdem das Ergebnis der Kohlenrunde bekannt wurde. Daraufhin traten über 40.000 Bergleute an Rhein und Ruhr in den Ausstand und verärgerte Bergleute verriegelten das Zechentor von Friedrich Heinrich mit Stahlketten. Vorgesehen war, daß es 2005 nur noch 3,8 Mrd. DM vom Bund und 1,2 Mrd. DM vom Land geben sollte. Ab 1998 sollte bis 2000 die Kokskohlenbeihilfe gestrichen werden. Die Folge wäre die Schließung von sieben Zechen und am Niederrhein würde nur noch eine Zeche übrig bleiben. Schätzungen zu Folge wären bei einer Einsparung von 2,1 Mrd. DM für die Kokskohle zusätzliche Aufwendungen von 5 Mrd. DM notwendig, um den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten.

Dieses Schaubild zeigt die im Jahre 1997 noch bestehenden Zechen am Niederrhein mit ihren Belegschaftszahlen
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Sonstige Ereignisse in den neunziger Jahren

Zum 30. Juni 1993 wurden 113 sozialverträgliche Entlassungen bei der ÖSTU Schacht- und Tiefbau GmbH vorgenommen und am 23. Juni 1993 berichtete die NRZ, daß zum Jahresende die Firma endgültig geschlossen würde. Tatsächlich wurde am 31. Dezember die Bergbautätigkeit eingestellt und Ende März 1994 wurde symbolisch die letzte Schicht gefahren.

Von der letzten Schicht der ÖSTU berichtete die WAZ/NRZ am 02.04.1994

Im Juli/August 1993 wurde mit dem Auslaufen der Bauhöhe 534 im Flöz Girondelle 5 der Blasversatz auf Friedrich Heinrich endgültig eingestellt. Die Gründe dafür waren die hohen Zusatzkosten und die Rücknahme der Förderung auf der Verbundanlage Friedrich Heinrich / Rheinland im Zug der RAG-Anpassungsmaßnahmen. Dadurch entfiel der Engpaß "Haldenkapazität", da die neue Berghalde durchaus in der Lage war, die Berge der verringerten Förderung aufzunehmen. In den Nachfolgebauhöhen wurde nun wieder Bruchbau betrieben. Schon Ende des 2. Quartals lagen 19 Mio. Tonnen Kohle auf Halde.

Am 23. September 1993 bekundeten die Belegschaftsmitglieder der Zechen am linken Niederrhein mit wilden Streiks ihre Solidariät mit der Bergleuten der von Stillegungsplänen betroffenen Schachtanlagen in Hamm, Bergkamen und Gelsenkirchen. Vor dem Eingang von Friedrich Heinrich wurde eine Mahnwache eingerichtet.

Mahnwache vor dem Haupteingang im Jahre 1993

Im Oktober 1994 fand im Eingangsbereich des Kaufhauses GROKA eine Ausstellung der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition Linker Niederrhein unter dem Motto "Der Öffentlichkeit den Bergbau in Erinnerung bringen" statt.

Als im Mai 1995 ein 48-jähriger Polizeibeamter bei einer Bergwerksbesichtigung auf der 885-m-Sohle in einen Kohlebrecher geriet und verstarb, beschloß das Bergamt, daß es zunächst keine Führungen mehr geben würde. Im Oktober des gleichen Jahres wurden aus Hückelhoven 600 Bergleute übernommen, wodurch Friedrich Heinrich in eine schwierige Lage geriet, da es 573 Mitarbeiter zu viel gab.

Im Februar 1996 erfolgte eine feierliche Kranzlegung auf dem Dachsberger Friedhof, um an die sechszehn Kumpel zu erinnern, die 30 Jahre zuvor auf Rossenray bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben kamen.

Von April bis Oktober 1996 gab es Friedrich Heinrich Kurzarbeit auf Grund der veränderten Rahmenbedingungen, da nur noch 7,5 Mrd. DM für den Absatz des deutschen Steinkohlebergbaus zur Verfügung standen. Zudem wurde die Förderung von Fettkohle zu Lasten der Eßkohle gesteigert.

Im Jahre 1997 konnte die "Fördergemeinschaft für Bergmannstradition - linker Niederrhein e.V." auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Zu diesem Anlaß erschien auch eine Festschrift.

Im Mai 1997 wurde die Umbauarbeiten auf Schacht Rossenray 1 zum Multifunktionsschacht abgeschlossen, so daß nun auf einmal 20 Tonnen Material befördert werden konnten.

Ende Oktober 1997 wurde zur Erinnerung an die Mahnwache in Kamp-Lintfort direkt neben dem ehemaligen Standort am Ka-Ha-Zentrum feierlich eine Gedenktafel errichtet.

Am 12. November 1997 gab die Ruhrkohle AG bekannt, daß am Niederrhein keine Zeche geschlossen würde, so daß die Zukunft von Friedrich Heinrich bis mindestens 2002 gesichtert wäre.

Festschrift der "Fördergemeinschaft für Bergmannstradition - linker Niederrhein e.V." anläßlich des zehnjährigen Bestehens

Im Dezember 1997 wurde nach eineinhalbjähriger Bauzeit an der Ringstraße in direkter Nähe der Zeche die neue Kläranlage Friedrich Heinrich zur Reinigung des Kohlenwaschwassers durch die LINEG fertiggestellt und den Repräsentanten der Stadt Kamp-Lintfort sowie der Werksleitung vorgestellt.

Zum Jahresende 1997 stellte die Ruhrkohle-Tochter DBS Bergbau Service ihre Tätigkeit in Kamp-Lintfort ein und 87 Mitarbeiter verloren ihre Arbeit.

Am 23. März 1998 wurde im Flöz Girondelle 5, Bauhöhe 537, an einem Tag 17.200 Tonnen Kohle gefördert. Am 7. Mai 1998 konnte diese Leistung sogar noch auf 20.000 Tonnen Kohle gesteigert werden und der bisherige Rekordhalter, die saarländische Zeche Göttelborn, wurde auf den zweiten Platz verwiesen.

Im September 1998 erhielt der Förderturm von Schacht 1 auf Friedrich Heinrich ein neues Dach, da das alte undicht geworden war. Gleichzeitig wurden Betonsanierungen vorgenommen. Im gleichen Monat feierte die Steigergemeinschaft ihr fünfzigjähriges Bestehen.

Im November 1998 gab es Probleme im Flöz Girondelle, als man auf Gestein stieß statt Kohle, das von den Maschinen nicht durchschnitten werden konnte. Die Störung hatte eine Länge von 60 m und eine fast gleiche Tiefe.

Wegen der fehlenden Nachfrage nach Koks, der in der Stahlindustrie eingesetzt wird, fielen zwischen Mai und November 1999 insgesamt 21 Schichten aus. Für einen Mauer bedeutete dies einen Lohnverzicht von rund 570 Mark, wovon allerdings 58 Prozent vom Arbeitsamt ersetzt wurden.

Auch in der Presse wurde über die Kurzarbeit berichet, wie das Beispiel in der NRZ vom 26.01.1999 zeigt

Im Juni 1999 wurde auf einer Betriebsversammlung die Personalplanung der DSK bis 2001 vorgestellt. Demnach würde es einen Überhang von 476 Mitarbeiterrn geben (223 Arbeiter unter Tage, 94 über Tage, 75 Angestellte unter Tage und 84 über Tage). Betriebsratsvorsitzender Jürgen Kohl sagte: "Jeder einzelne Mitarbieter muß sich fragen, ob seine persönliche Zukunft im Bergbau liegt." In diesem Zusammenhang wies er auf die Handwerksinitiative und bestehende Übergangshilfe sowie auf die Förderung von Existenzgründungen oder den Einsatz von Arbeitsplatzakquisitionen hin. Bis 2000 mußten nämlich die Bergwerke Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg 936 neue Kumpel aus der Zeche Ewald/Hugo aufnehmen.

Im August 1999 halfen zehn Leute der Grubenwehr bei der Bewältigung des Grubenunglücks in der türkischen Stadt Degimendere.

Im Oktober 1999 wurden die neuen Rahmenbetriebspläne für Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg der Öffentlichkeit vorgestellt, wobei Absenkungen bis zu 7,0 m vorgesehen waren. Ende des gleichen Monats wurde der Plan bekannt, daß 2002 die Bergwerke Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg zum Bergwerk West zusammengelegt werden sollten, wobei Niederberg geschlossen würde.

Diese Skizze zeigt die geplanten Absenkungen

Zur Abfederung der sozialen Folgen des für 2002 geplanten Zusammenschlusses der Zechen Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg fand im Januar 2000 Niederrhein in Neukirchen-Vluyn die Arbeitsmarktkonferenz statt, wobei auch angedacht wurde, Bergleuten neue Arbeitsplätze in den Niederlanden anzubieten. In einen Pilotprojekt bekamen daraufhin 20 Bergleute in und um Venlo einen Job auf Probe.

Anläßlich des fünfzigjährigen Stadtjubiläums von Kamp-Lintfort veranstaltete das Bergwerk Friedrich Heinrich / Rheinland am 27. August 2000 einen "Tag der offenen Tür".

Über den "Tag der offenen tür" wurde auch in der Presse berichet, wie das Beispiel aus den Lokalnachrichten vom 28.08.2000 zeigt

Auf einer Jobbörse informierten sich im September 2000 über 2.000 Bergleute über alternative Beschäftigungsmöglichkeiten, wobei knapp 1.000 sich in die ausliegenden Listen der teilnehmenden Firmen ein-trugen.

Durch einen Riss des Verbindungsbandes zwischen der 550-m- und 885-m-Sohle der Großbauanlage wurde fast die komplette Produktion stillgelegt, wovon 1.000 Bergleute betroffen waren.

Zum 1. Januar 2001 löste Friedhelm Vogt Jürgen Kohl als Betriebsratsvorsitzender ab, der eine neue Aufgabe als Arbeitsdirektor auf der Zeche in Ibbenbüren übernahm.

Friedhelm Vogt (Mitte) löste Jürgen Kohl (links) als Betriebsratsvorsitzender ab; rechts im Bild ist der Kollege Ludger Ingendahl

Anfang 2001 lösten Gerüchte über einen neuen Rahmenbetriebsplan für das für 2002 geplante neue Verbundbergwerk West Irritationen in der Stadtverwaltung und der Kamp-Lintforter Bevölkerung aus. Werksleiter Reinhard Fox erklärte allerdings, daß es sich nur um Aktualisierungen auf Grund einer Umweltverträglichkeitsstudie handeln würde.

Im März 2001 fand eine weitere Jobbörse für umschulungswillige Bergleute statt, auf der für 400 Ausbildungsplätze für Jugendliche im Raum Heilbronn geworben wurde.

Im Oktober 2001 gab es für die Beschäftigten des Bergwerks Niederberg in Neukirchen-Vluyn die traurige Nachricht, daß die DSK die Zeche zum 31. Dezember 2001 - und nicht erst zum 30. Juni 2002 - schließen wollte. Gliechzeitig wurden Pläne bekannt, die Zusammenlegung von Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg zum Bergwerk West schon am 1. Januar 2002 durchzuführen.

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Eckart Wehner - Werksleiter des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland in der Zeit von 1998 bis 1999
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Eckart Wehner, Werksleiter

Eckart Wehner wurde 1947 in Stadthagen geboren. 1954 zog die Familie nach Essen.
Nach Abitur und Wehrdienst nahm er 1968 ein Bergbaustudium an der Technischen Universität in Clausthal auf, wo er 1973 das Examen ablegte. Am 1. Dezember 1973 trat er auf der Zeche Friedrich der Große in Herne seine erste Stelle unter Tage an. 1976 folgte ein Unter-Tage-Einsatz auf dem Bergwerk Nordstern, ab Oktober 1977 war er Obersteiger auf dem Bergwerk Rheinland / Rossenray.
Eineinhalb Jahre später wurde er zum Betriebsführer befördert und ab 1981 war er Leiter des Unter-Tage-Betriebes auf Pattberg / Rossenray.
Zum 1. Januar 1988 erhielt Eckart Wehner seine Bestellung zum Betriebsdirektor auf Niederberg und zum 1. Juli 1991 wurde er Werksleiter auf dem damals als extrem schwierig geltenden Bergwerk Westerholt, das sich unter seiner Amtszeit zu einem "Vorzeigepütt" entwickelte.
Im März 1998 übernahm Eckart Wehner die Werksleitung des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland.
Im Juli 1999 wurde er neuer Betriebsdirektor auf der Neukirchen-Vluyner Schachtanlage Niederberg.

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Kamp-Lintfort in den neunziger Jahren

Siedlungsgeschichtliches

Siedlungsgeschichtlich interessant ist, daß sich Wohnraum und Bevölkerung von rund 4.556 Wohnungen für 28.000 Einwohner im Jahre 1950 auf rund 14.121 Wohnungen für knapp 40.000 Einwohner erhöht Mitte 1991 erhöht hatten. Im gleichen Zeitraum war das Straßennetz von 58 km auf 170,0 km angewachsen, wovon 122,9 km auf Gemeindestraßen entfielen. Das Wasserwerk konnte mittlerweile rund 7.000 Hausanschlüsse vorweisen und das Kanalnetz wurde von ganzen 5 km auf 151,2 km erweitert. Zu dieser Zeit oder in naher Zukunft waren vor allem der östliche Bereich des Niersenbruchs zwischen der Wiesen-bruchstraße und Saalhoffer Straße, die Fläche nördlicher der 1989 freigegebenen Verlängerung der Wilhelmstraße, der Bereich südlich der Sudermannstraße im Gestfeld, das Areal zwischen der Konradstraße und der Sandstraße im Geisbruch sowie die Peterstraße in Hoerstgen zur Wohnbebauung vorgesehen.

Zu Beginn der Neunziger Jahre hatte sich auch das Erscheinungsbild des engeren Innenstadtbereichs gewandelt. Zu erwähnen in diesem Zusammenhang sind insbesondere der Bau des Innenstadtringes zwischen der Friedrich-Heinrich-Allee und dem heutigen Alten Rathaus sowie die Errichtung der weithin sichtbaren "Drei Weißen Riesen", die Bebauung des ehemaligen Wilhelmplatzes und der bis dahin ungenutzten Fläche zwischen diesem Platz und der 1970 fertiggestellten Filiale der Kaufhof AG sowie die 1986 abgeschlossene Verkehrsberuhigung des Teilstückes der Moerser Straße zwischen der Einmündung der Friedrich-Heinrich-Allee und dem Alten Rathaus.

Die Sanierung der Altsiedlung bis Ende 1999

Von siedlungsgeschichtlichem Interesse ist aber auch die planerische Wertschätzung, die der sogenannten "Altsiedlung" östlich des Zechengeländes in den vergangenen drei Jahrzehnten zuteil geworden war. Diese überwiegend bereits vor dem 1. Weltkrieg entstandene Siedlung beherbergte zeitweise rund 15 Prozent aller Einwohner und gilt heute als größte geschlossene Bergarbeitersiedlung im Bereich des früheren Kommunalverbandes Ruhrgebiet.

Bei der Aufstellung des Leitplanes der Stadt Kamp-Lintfort waren alle Beteiligten schon im Jahre 1961 zu der Erkenntnis gelangt, daß die Altsiedlung auf Grund der fehlenden Kanalisation, der starken Bergschäden und ihrer Lage im Rauchschatten der Kokerei ein schwerer städtebaulicher Fehler aus älterer Zeit sei, den man jedoch glaubte, beseitigen zu können. Der südliche Teil der Kolonie sollte nach einem Vorschlag des Bergbau als "Sanierungsgebiet" ausgewiesen werden und nach seinem Abriß Standort eines Kraftwerks werden. Diesem Plan konnte sich die Stadt aber nicht anschließen. Bald traten Interessenten auf den Plan, die im nördlichen Siedlungsbereich auf den Grundstücken zwischen Moerser und der Ring- bzw. der Friedrich- und der damaligen Christianastraße ein zweigeschossiges Kaufhaus, ein achtgeschossiges Wohnhaus, ein fünfgeschossiges Wohnhaus sowie drei zweigeschossige Wohnhäuser errichten wollten. Mit dem Abriß der Siedlungshäuser entstanden am 9. April 1969 aber dann die "Drei Weißen Riesen", über die schon berichtet wurde.

Schon wenige Jahre nach deren Fertigstellung entschieden die Stadt Kamp-Lintfort, die zwischen 1965 und 1969 das Straßennetz der Siedlung vom Bergbau erworben hatte, und die Eigentümer der Altsiedlung, von einem weiteren Abriß Abstand zu nehmen und hier eine modellhafte Modernisierung vorzunehmen. 1979 trat eine Sanierungssatzung in Kraft. Das Sanierungsgebiet wurde begrenzt im Norden durch die Moerser Straße, im Süden durch die Industriebahn, im Osten durch die Katten-, die Zeppelin- und die Franzstraße sowie durch den Graben östlich der Kolonie, im Westen durch die Ringstraße und im Nordwesten durch den Innenstadtring.

1980 wurde vom Rat der Stadt eine Erhaltungssatzung und 1981 bzw. 1986 eine Gestaltungssatzung verabschiedet. Ziele dieser Satzungen unter Federführung des Stadtvermessungsamtes mit finanzieller Förderung des Bundes und des Landes waren, 1. die soziale Zusammensetzung der Wohnbevölkerung zu erhalten, 2. die Wohnbebauung zu sanieren und modernisieren, ohne dabei jedoch das äußere Erscheinungsbild der Siedlung zu verfälschen und 3. die Infrastruktur im öffentlichen und privaten Bereich zu erneuern und zu ergänzen. Der Verwirklichung dieser Ziele dienten die genannten Satzungen sowie der 1981 rechtskräftig gewordene Bebauungsplan "LIN 101 - Altsiedlung". Die Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen, die den Wohnwert der Siedlung erheblich steigern, erfolgten in vier Abschnitten und fanden 1999 ihren Abschluß.

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Friedhelm Vogt - Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich/Rheinland 2001-2002, Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks West seit 2002 und Aufsichtsratmitglied der DSK seit 2006
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Friedhelm Vogt, Betriebsratvorsitzentder und Aufsichtsratmitglied

Friedhelm Vogt wurde am 16.11.1958 in Kamp-Lintfort geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
1965 bis 1968 besuchte er die Grundschule, 1968 - 1973 die Hauptschule am Niersenberg in Kamp-Lintfort und 1973 - 1974 die Hauptschule Gestfeld-Geisbruch in Kamp-Lintfort.
Am 01. September 1974 begann er eine Ausbildung als Energieanlagenelektroniker auf Bergwerk Rheinland, Baufeld Rossenray, die er 1978 erfolgreich abschloß.
1984 bis 1988 war er Mitglied des Betriebsrates und ist seit 1988 freigestellt. Am 1. Januar 2001 wurde er Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland und ab April 2002 Betriebsratsvorsitzender des Verbundbergwerks West.
Seit Mai 2006 ist er - als Arbeitnehmervertreter - auch Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Steinkohle AG in Herne.
Außerdem ist er als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Wesel und am Sozialgericht Duisburg tätig sowie Ratsmitglied (SPD) im Stadtrat von Kamp-Lintfort tätig.

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Die wirtschaftliche Entwicklung in den neunziger Jahren

Das Jahr 1990 war ein Jahr der Jubiläen: die Stadt beging ihr 40-jähriges Jubiläum und die Stadtsparkasse konnte auf 125 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Lag die Bilanzsumme der Stadtsparkasse 1950 noch bei 4,4 Mio. DM, so betrug sie im Jubiläumsjahr bereits 477,8 Mio. DM. 1991 wurde mit dem Bau des Erweiterungstraktes für die Hauptstelle begonnen. Zu dieser Zeit waren nur noch fünf von ehemals sechs Banken in Kamp-Lintfort vertreten. Im Jahre 1991 schloß die Commerzbank AG ihre Filiale in Kamp-Lintfort und ist seitdem in der Stadt nicht mehr mit einer Filiale vertreten.

m Jahre 1991 wurde auch die Idee "Arbeiten im Park" von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen realisiert, wobei sich im Technologiepark Dieprahm auch die Firma Nezwseb & Brockhausen GmbH (M & B) mit einem Technischen Zentrum dort niederließ.

1994 wurde im östlichen Bereich des Ortsteils Rossenray der Grundstein für das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof des Kreises Wesel gelegt, wogegen viele Bürger - nicht nur aus Kamp-Lintfort - wegen der befürchteten gesundheitlichen Folgen mit Unterschriftenaktionen protestierten.

1995 waren 39,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Steinkohlenbergbau, 20,0 Prozent in Dienstleistungsbetrieben, 19,5 Prozent im verarbeitenden Gewerbe, 7,9 Prozent im Handel, 6,1 Prozent im Baugewerbe und 6,6 Prozent in sonstigen Wirtschaftszweigen tätig. Die Zechen Friedrich Heinrich und Rheinland (Rossenray und Pattberg) wurden 1995 zu einem Verbundlaufwerk zusammen-gelegt, wobei Friedrich Heinrich Förderstandort und Pattberg Verwaltungsstandort wurde.

1996 wurde das Wasserwerk als Stadtwerke Kamp-Lintfort GmbH eingeständig. Gesellschafter sind die Stadt mit 51 Prozent und die RWE Energie AG mit 49 Prozent. In diesem Jahr begann die Erschließung für das Gewerbegebiet Nord-Kamperbruch und die Stadtsparkasse weihte ihren Erweiterungsbau der Hauptstelle an der Kamperdickstraße ein.

1997 übernahmen die Stadtwerke GmbH innerhalb des Stadtgebietes die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser. Erfreulich war, daß im Jahre 1999 nach mehreren Jahren der Haushaltsplan von Kamp-Lintfort mit 160,1 Mio. DM erstmals wieder ausgeglichen abgeschlossen werden konnte.

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Das Bergwerk West im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts

Das Bergwerk West wurde im Januar 2002 als Verbund aus den beiden linksrheinischen Schachtanlagen Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg gebildet. Als eines von neun leistungsstarken Bergwerken der Deutschen Steinkohle AG erbringt es einen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland.

Der Förderstandort wurde dem Bergwerk Friedrich Heinrich zugeordnet. Schacht Rossenray 2 und Friedrich Heinrich 2 wurden die beiden Hauptseilfahrtsstandorte. Pattberg wurde zum Standort für Werksdirek-tion, Materialwirtschaft und allgemeine Dienste.

Mit rund 3.850 Beschäftigten förderte das Bergwerk im Jahr 2002 rund 3,7 Mio. Tonnen hochwertiger Fett- und Esskohle, die vornehmlich für eine umweltverträgliche Stromerzeugung sowie zur Herstellung von Koks eingesetzt und an Kunden in ganz Deutschland geliefert werden. Die Tagesförderung wurde aus drei hoch technisierten Abbaubetrieben in bis zu 1.200 Meter Tiefe erbracht. Untertägige Bunkersysteme sorgen dafür, daß der Kohlenstrom kontinuierlich an die Oberfläche gelangt. Das untertägige Streckennetz betrug 123 Kilometer. Über die Vergleichmäßigungsanlage und die Kohleaufbereitung gelangen die Produkte in die moderne Verladeanlage und werden so auf den Weg zum Kunden gebracht.

Ursprünglich hatte das neue Verbundbergwerk zum Jahresbeginn 2002 eine Belegschaft von 5.418 Mitarbeitern, von denen bis Ende 2002 1.600 abgebaut und verlegt werden sollten.

In einer Pressemitteilung vom 22. Januar 2002 zeigte sich Werksleiter Reinhard Fox zuversichtlich:

Bericht in der NRZ vom 22.01.2002 zum Bergwerk West

Am 17. Mai 2002 wurde das Anhörungsverfahren für den Rahmenbetriebsplan des Bergwerks West gestartet, der ab dem 10. Juni für einen Monat ausgelegt wurde. Der Plan beinhaltete die Abbauvorhaben bis 2019. Es wurden auch Informationsveranstaltungen in Neukirchen-Vluyn, Moers und Kamp-Lintfort durchgeführt. Die Veranstaltung in Kamp-Lintfort fand am 6. Juni 2002 in der Stadthalle statt. In einem "Bürgerbarometer" der NRZ vom Juli 2002 entschieden zwei Drittel der Befragten sich für eine Fortführung des Bergbaus in der Region und nur 24 Prozent waren dagegen.

Auch die NRZ berichtete in ihrer Ausgabe vom 18.05.2002 über das Anhörungsverfahren zum neuen Rahmenbetriebsplan

Diese Skizze zeigt die geplanten Bodenabsenkungen, die sich aus dem Rahmenbetriebsplan ergeben; besonders betroffen ist das Gebiet um Annaberg in Rheinberg

Am 26. Juni 2002 wurde am Bendsteg ein neues Jobcenter der RAG Bildung GmbH eröffnet mit dem Ziel, qualifizierte Fachkräfte des Bergbaus in neue Jobs zu vermitteln.

Im Juli 2002 errichtete man an der "Moerser Straße West" ein Zelt in Leichtbauweise, um über den neuen Kohleplan zu diskutieren. Das Zelt stand gegenüber der Gaststätte "Bierbrunnen" auf der Ackerfläche. Für diese Maßnahme wurden 1,4 Mio. Euro aufgewendet.

Informationszelt zum Abbauplan im Jahre 2002

Am 14. November 2002 fand im Informationszelt die Erörterung statt. Zum ersten Tag der Erörterung kamen ca. 400 Einwender und Betroffene, wobei besonders Rheinberger Bürger aus Annaberg ihre Sorgen zu den Abbauplänen vortrugen.

Foto von der ersten Erörterung des Rahmenbetriebsplan am 14.11.2002

Am 19. November 2002 kam ein 39-jähriger Maschinensteiger bei der Kontrolle der Förderanlage in der Kohalenabführstrecke in 1.000 m ums Leben.

Im Jahre 2003 bekamen insgesamt 8.000 Bergleute der DSK, die nach einem Punktesystem ermittelt wurden, eine "Änderungskündigung" mit einer Gehaltskürzung von bis zu 20 Prozent vor. Diese Punktesystem sah je einen Punkt für jedes Lebensjahr, für die ersten zehn Jahre Betriebszugehörigkeit einen Extrapunkt und für zwei Punkte für alle Jahre über dem 55. Lebensjahr vor. Für Verheiratete gab es acht Zusatzpunkte und für jedes Kind vier Punkte.

Eine Ehrung der besonderen Art erhielt die Arbeit der Bergleute im Jahre 2003, als elf niederrheiniche Künstler sie unter Tage besuchten und ihre Arbeit direkt vor Ort mit Papier und Stift festhielten. Das eindrucksvolle Erlebnis wurde anschließend in der Lohnhalle des Bergwerks ausgestellt.

Das Jahr 2004 brachte besonders technische Neuerungen, denn das Bergwerk nahm eine neue Kohleverladung über Tage in Betrieb. Auf zwei Gleisen konnten nun pro Stunde bis zu 1.200 Tonnen Kohle versandfertig, das heißt kundenspezifisch gemischt werden.

Gastgeber und Gäste bei der Eröffnung der Wanderausstellung "Arbeitskampf am Niederrhein" im September 2005

Die Aktionen der Bergleute vor dem Hintergrund der Kohlerunde 1997 waren Thema einer Ausstellung "Arbeitskampf am Niederrhein", die ab dem 23. September 2005 in der Alten Lohnhalle des Bergwerks West gezeigt wurde. Werksleiter Reinhard Fox, DSK-Vorstand Jürgen Eikhoff, Landrat Ansgar Müller, Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt, Nikolaus Schneider als Präses der evangelischen Kirche Rheinland und der Betriebsratsvorsitzende Friedhelm Vogt waren Redner und Ehrengäste, die der Eröffnung der Wanderausstellung einen feierlichen Rahmen gaben.

Der neue Bergebunker während des Großumbaus der Tagesanlage im Jahre 2005

2005 war aber auch ein Jahr der Rekorde, denn mit einer Jahresförderung von 3.713.052 Tonnen Steinkohle verzeichnete das Bergwerk die beste Leistung seit Bestehen. Dies entsprach einer verwertbaren Tagesförderung von 14.734 Tonnen. Gleichzeitig konnte die Förderung je Mann und Schicht auf 8.081 Kilogramm im Jahresmittel gesteigert werden. So wurden zudem mehr als zehn Kilometer Strecke aufgefahren. Rekordverdächtig war auch die Liste der Besucher: Im Frühjahr sprach Budneskanzler Gerhard Schröder zu den Bergleuten. Er war der Einladung des Betriebsrates zur Betriebsversammlung in der Eyller Sporthalle gefolgt, ebenso wie der damalige Minsterpräsident von Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück.

Am 24. Februar 2006 wurde mit der Vortriebsmaschine AVSA die bislang höchste Tagesauffahrung von 20 Metern erzielt. Im Mai, Juni, Juli und August wurden täglich durchschnittlich 17.000 Tonnen verwertbare Förderung aus der Tiefe gebracht. Dies war ein neuer Rekord auf dem Bergwerk West.

Auf Rossenray Schacht 2 mußten im August 2006 die Seildrähte des Förderkorbes schon drei Wochen vor dem turnusmäßigen Wechsel ausgetauscht werden, da zunächst fünf und einige Tage später sieben der insgesamt 210 Drähte gebrochen waren.

Die "Meldung des Tages" in der WAZ / NRZ vom 02.08.2002 über den Riß der Seildrähte
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Logo in NRZ und WAZ

Mit einer mehrteiligen Artikelserie, die am 24. Juli 2006 in den Tageszeitungen NRZ und WAZ startete, würdigte der bekannte Lokalreporter Heinz-Leo Gardenier auf journalistische Weise das 100-jährige Bestehen des Bergwerks in Kamp-Lintfort.

In seinen Artikeln ließ er jeweils Meilensteine und wichtige Ereignisse aus den letzten 100 Jahren noch einmal Revue passieren.

Mit einem Festakt feierte die Belegschaft des Verbund-Bergwerks West in der Alten Lohnhalle am 29. Oktober 2006 die 100-jährige Bergbau-Tradition in Kamp-Lintfort.

Am 7. Februar 2007 wurde mit den Vorarbeiten zur Verfüllung von Schacht 3 (Norddeutschland) begon-nen, da dieser nach Ende der Förderung auf der Bauhöhe 561 im Flöz Girondelle nicht mehr benötigt wurde. Mit der Verfüllung wurde die Firma Zabel aus Datellen beauftragt. Um die Schachtsäule dauerhaft zu verfüllen, waren 45.000 Tonnen Spezialsand, Fertigbeton und Zuschläge erforderlich.

Bericht in der WAZ vom 08.02.2007 über die Verfüllung von Schacht 3 in Norddeutschland

Das Schicksal der Zeche ist fraglich, weil die neue, im September 2005 gewählte NRW-Regierung unter Führung von Jürgen Rüttgers (CDU) die Kohlesubventionen abbauen und letztendlich ganz streichen will. Ein im Januar 2007 vereinbarter Kompromiß zwischen Bundesregierung, Saarland und Nordrhein-Westfalen sowie Vertretern der RAG und der Gewerkschaft IGBCE über ein Ende im Jahre 2018 (mit Überprüfung im Jahre 2012) wurde von der NRW-Landesregierung anschließend wieder in Frage gestellt.

An den Protesten vor dem Landtag in Düsseldorf am 1. Februar 2007 nahmen über 16.000 Bergleute teil, wobei allein 1.400 aus Kamp-Lintfort und Umgebung kamen. Am 7. Februar gab es dann den Kompomiß, daß Nordrhein-Westfalen schon ab 2014 seine Subventionen stark kürzen darf.

Das Bergwerk West im Frühjahr 2007

Im Sommer 2007 beschloß die Bundesregierung endgültig das Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland bis 2018. Allerdings soll dieser Beschluß - auf Drängen der SPD - im Jahre 2012 noch einmal überprüft werden.

Im Frühjahr 2008 berichteten die Zeitungen mehrfach über leichte tektonische Beben besonders im Westen von Moers, die durch den Kohleabbau des Bergwerks West verursacht sein sollten. Anders als im Saarland, wie zur gleichen Zeit ebenfalls derartige Beben auftraten, kam es aber nicht zu Beschädigungen an Häusern, so daß der Abbau am Niederrhein nicht gestoppt werden mußte. Dennoch erschreckten seitdem immer wieder Erdstösse die Bewohner.

Auf einer Betriebsversammlung am 15. Juni 2008 stellten Betriebsratsvorsitzender Friedhelm Vogt und Werksleiter Reinhard Fox den aktuellen Planungsstand bis 2013 vor. Ein Schock für die Anwesenden waren die Pläne, bis zu 800 Stellen abzubauen. Dies war mehr als die Werksleitung zunächst vermutet hatte, zumal für Ende 2012 sowie mit dem Ende des Bergwerks zu rechnen wäre. Werksleiter Fox empfahl, sich schon jetzt auf einen Umzug gefaßt zu machen, da die Bergleute immer mehr nach Bedarf eingesetzt werden würden.

Bericht in der WAZ/NRZ vom 16. Juni 2008 über die Betriebsversammlung im Sommer

Auf der Betriebsversammlung Mitte Dezember 2008 berichtete Werksleiter Reinhard Fox - nach dem Schock auf der Betriebsversammlung Mitte Juni - vom sozialverträglichen Abbau der Arbeitsplätze. Für 2009 war geplant, 250 Bergleute vom Bergwerk in Lippe und 123 weitere aus Duisburg-Walsum aufzunehmen. Ab dem dritten Quartal sollte dann mit dem Personalabbau im Bergwerk West begonnen werden. Es könnte passieren, da0 einige Kumpels dann 140 km weit nach Ibbenbüren fahren müßten. Letztmalig wurden in 2009 48 neue Auszubildende eingestellt werden.

"Schicht im Schacht" sagte die WAZ/NRZ am 15.12.2008 zum Ergebnis der Betriebsversammlung im Dezember 2008

Eine gute Nachricht für die Lehrlingsausbildung war zu Beginn des Jahres 2009 zu verkünden, denn der Stadt Kamp-Lintfort gelang es, sich erfolgreich für den Erhalt der Ausbildungswerkstatt der RAG auch über die Zeit nach dem Ende des Bergbaus in Kamp-Lintfort einzusetzen. Damit würde man dem Beispiel in Dinslaken-Lohberg folgen, wo nach die Schließung des Bergwerks auch die Ausbildungsstätte fortbestehen blieb.

Bericht in der WAZ vom 06.01.2009 über den Erhalt der RAG-Werkstatt

Im Januar 2009 wurde mit dem Abbau der Bauhöhe 281 im Flöß Blücher am Rande der Leucht Richtung Alpsray in einer Tiefe von 800 bis 1.000 m begonnen. Diese Bauhöhe löste die alte Bauhöhe 279 ab Laut Plan sollten bis Ende 2010 1,3 Mio. Tonnen Steinkohle gefördert werden.

Bericht im Wochenmagazin vom 28.01.2009 über den Beginn des Abbaus im Flöz Blücher

Auf der Jahreshauptversammlung der Angestelltenortsgruppe des Bergwerks West in der IGBE im Knappenheim berichtete der Vorsitzende Klaus Mosebach von den erreichten Erfolgen. So hob er besonders das Anpassungsgesetz hervor, das über das Steinkohlenfinanzierungsgesetz hinaus beschlossen wurde. Er ermahnte die Kumpels, bei den Wahlen des Jahres 2009 Position für ihre Belange zu beziehen.

Bericht im Wochenmagazin vom 04.02.2009 über die Jahreshauptversammlung der Angestelltenortsgruppe

Ab Ende März wurden die ersten Kumpel auf andere Bergwerke verteilt, wobei die Jahrgänge 1960 und 1961 nicht mehr verlegt wurden. Allein im Jahre 2009 sollten 1.000 Leute gehen. Auf der Betriebsversammlung sagte der Betriebsratsvorsitzende Friedhelm Vogt: "Nein, solange unser Pütt nicht offiziell geschlossen ist, gebe ich die Hoffnung nicht auf", denn schließlich wisse niemand, ob der Beschluß zur Werksschließung Ende 2012 nicht doch noch geändert würde. Bis Ende des Jahres sollten auf jeden Fall nach dem Willen der Werksleitung aber trotzdem nur noch 3.546 Kumpels im Bergwerks West beschäftigt sein.

Von der Betriebsversammlung und über die Reduzierung der Belegschaft bis Ende 2009 auf nur noch 3.546 Kumpels berichtete die WAZ ihrer Ausgabe am 23.03.2009

Die Diskussion in der Bevölkerung um ein sozialverträgliches Ende des Bergbaus in Kamp-Lintfort und Umgebung ohne größere Schäden in der Landschaft und an den Häusern riß auch 2009 nicht ab und wurde besonders Anfang April neu angeheizt. Sowohl die Grünen, als auch die "Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener" (SGB) in Rheinberg sprachen sich gegen den Abbau von Kohle in Alpsray und unter dem Kamper Berg aus. Die Presse nahm das Thema dankbar auf und schrieb "Bergbau setzt aufs Prinzip der verbrannten Erde" oder "Bergbau zu Lasten der Allgemeinheit".

In einer Pressemitteilung forderte der Vorstand der Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener in Rheinberg die Politik dazu auf, die Subventionen für den Bergbau für die Beschäftigten des DESOWAG einzusetzen, da Steinkohlenbergbau in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich ist.

Im Wochenmagazin vom 01.04.2009 wurde eine Pressemitteilung der SGB veröffentlicht

So trat der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen, Reiner Priggen, für einen Antrag im Stadtrat ein, daß die Stadtverwaltung Kamp-Lintfort mit dem Bergbau verhandeln solle, um Schäden in Wohngebieten zu minimieren.

Über die Befürchtungen der Grünen berichtete die WAZ in ihrer Ausgabe vom 02.04.2009

Für großen Unmut bei den Betroffenen sorgte der Plan, in Girondelle 5 in 1.200 m Tiefe unter dem Kamper Berg und Kamperbrück Kohle abzubauen, zumal man das nahende Ende des Bergwerks im Jahre 2012 im Blick hatte und sich um das Kloster Kamp sorgte. Besonders in Kamperbrück formierte sich der Widerstand. Im Stadtrat scheiterte ein Antrag, den Kohlenabbau im Flöz einzuschränken. Statt dessen wurde beschlossen, daß in den besiedelten Gebieten eine oberflächenverträgliche Abbautechnik eingesetzt wird, um die Auswirkungen auf private und öffentliche Gebäude zu reduzieren. Eine Beschädigung des Klosters in Kamp und des Terrassengarten sollte auf jeden Fall ausgeschlossen sein.


Bericht der WAZ vom 07.10.2009 über den Ratsbeschluß für einen oberflächenverträglichen Abbau Flöz Girondelle 5
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Reinhard Fox - Werksleiter des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland in der Zeit von 1999 bis 2001 und Werks-leiter des Verbundbergwerks West in der Zeit von 2002 bis heute
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Reinhard Fox, Werksleiter

Reinhard Fox wurde am 28. Dezember 1954 geboren.
Dipl. Ing. Reinhard Fox war Betriebsdirektor auf Fürst Leopold in Dorsten, bevor er in Gelsenkirchen Leiter der materialwirtschaftlichen Logistik bei der Deutschen Steinkohle wurde.
Am 1. Juli 1999 übernahm er von Eckart Wehner die Tätigkeit als Werksleiter des Verbundbergwerks Friedrich Heinrich / Rheinland.
Im Jahre 2002 wurde er Werksleiter des Verbundbergwerks West. Diese Tätigkeit über er auch heute noch aus.

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Kamp-Lintfort zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Das Jahr 2000 - eine junge, alte Stadt wurde 50 Jahre alt

Im Jahr 2000 feierte Kamp-Lintfort das 50-jährige Stadtjubiläum. Eingeleitet wurde das Jubeljahr im Januar mit einer Feierstunde und einem Sonderpostamt im Foyer des Rathauses.

Die Stadt und der Briefmarkensammlerverein von 1964 würdigten dieses Ereignis mit einem Sonderstempel. Von der Stadt gab es ein Gedenkblatt, das die Gründungsurkunde aus dem Jahre 1950 zeigte. Außerdem gab es diverse Postkarten und Belege, die von den interessierten Besuchern frankiert werden konnten. Auf diesen Belegen wurde dann vom Sonderpostamt der Deutschen Post AG der Sonderstempel abgeschlagen.

Wirtschaftliche Probleme und Strukturwandel

Im Jahre 2002 mußte die traditionsreiche Firma Friedrich Holstein & Söhne einen Insolvenzantrag stellen. Nach Familienstreitigkeiten und Auszahlung des Neffen war die Kapitaldecke - trotz guter Auftragslage - zu dünn, so daß die Mitarbeiterlöhne nicht mehr bezahlt werden konnten.

2003 wurde mit den Stimmen der Mehrheitsfraktionen im Rathaus die Fusion der Stadtsparkasse Kamp-Lintfort mit der Sparkasse Duisburg beschlossen. Der Fusion war ein langer Streit zwischen den einzelnen Ratsfraktionen vorausgegangen, da auch Konzepte eines Zusammengehens mit den Sparkassen der Nachbargemeinden zu einer "Sparkasse Niederrhein" - die dort auch erfolgte - zur Diskussion stand.

Die Lintforter Siemens-Niederlassung feierte ihr 40-jähriges Bestehen. Die Feststimmung verflog aber schon ein Jahr danach, als die Firmenleitung über eine Schließung des Handywerkes und Verlegung der Arbeitsplätze nach Ungarn nachdachte. Um die Arbeitsplätze zumindest in den nächsten Jahren zu sichern und um die Produktivität zu steigern, wurde eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit vereinbart.

Iim Zuge von Sanierungsmaßnahmen verkaufte Siemens im April 2005 die gesamte Handysparte an den taiwanesischen Investor und Hersteller von Elektroprodukten BenQ. Im September 2006 meldete die Deutschlandtochter von BenQ Insovenz an, da aus Taiwan keine Zahlungen mehr erfolgten. Am 31. Januar 2007 war dann definitiv für die letzten 160 Mitarbeiter die "letzte Schicht"!

Am 23. Februar 2004 fand im Rathaus eine "Zukunftskonferenz Kamp-Lintfort" mit über 100 Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft statt, wobei u. a. die Errichtung eines Kompetenzzentrums für Automobil-Technik (KAT) beschlossen wurde. Im September feierte das St. Bernhard-Hospital sein 40-jähriges Bestehen mit einem Tag der Offenen Tür.

Der Rat der Stadt setzte sich folgendermaßen zusammen:

Wahljahr
SPD
CDU
FBG
Grüne
FDP
2004
22
13
5
3
1
Die Verteilung der Ratsmandate zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Wie schon im Jahre 1999 - als zum erste Mal der Bürgermeister direkt gewählt wurde - ist er auch hier als Mandatsträger nicht mitgewählt. Mit dem Bürgermeister bringt es die SPD also auf eine Stimme mehr.

Einweihung des Museums für Bergbautradition im Jahre 2006

Schon im Jahre 1995 gab es bei der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition Linker Niederrhein erste Pläne zur Errichtung eines eigenen Bergbau-Museums, um einer breiten Öffentlichkeit die vorhandenen Bilder und Exponate wie Medaillen, Anstecknadeln, Stöcke, Möbel, alte Urkunden und Dokumente, Fossilien und die Mineraliensammlung vorstellen zu können.

Im März 2006 war es dann so weit und auf der Ebertstraße 88/Antonstraße 31 wurde das neue Museum feierlich eingeweiht. Denn nach dem Erwerb des Wohnhauses Ebertstraße 88/Antonstraße 31 durch die Stadt Kamp-Lintfort fand die Schlüsselübergabe an die Fördergemeinschaft Bergmannstradition linker Niederrhein e.V. statt. Aus diesem Anlaß hatten sich u.a. Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt, der Erste Beigeordnete Dr. Christoph Müllmann sowie Vertreter der Rhein Lippe Wohnen, der Fördergemeinschaft und örtlicher Handwerksbetriebe an Ort und Stelle eingefunden. Die Fördergemeinschaft, bei der sich vor allem die Herren Beier, Lohmann und Mück engagieren, wird in dem Gebäude inmitten der Altsiedlung ein Museum einrichten und betreiben. Zweck dieses Museumshauses soll es sein, Gegenstände zur Tradition des örtlichen Steinkohlenbergbaus zu sammeln, zu erforschen und durch Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Grundlage hierfür ist die bei der Fördergemeinschaft im Knappenheim an der Mittelstraße bereits vorhandene umfangreiche Sammlung. Vorgesehen sind eine Dauerausstellung mit Exponaten zur bergmännischen Arbeitswelt sowie in der anderen Haushälfte die Präsentation eines Bergarbeiterhaushalts mit Einrichtungsgegenständen aus den 20er und 30er Jahren.

Das "Haus des Bergmanns" auf der Ecke Ebertstraße 88 / Antonstraße 31

Die Stadt Kamp-Lintfort, die das Gebäude von der Rhein Lippe zu einem Vorzugspreis erworben hatte, förderte die notwendige Sanierung des zukünftigen Museumshauses mit 60.000,- Euro. Ferner standen für das Vorhaben Fördermittel der Sparkassenkulturstiftung in Höhe von 28.000,- Euro zur Verfügung. Örtliche Handwerksbetriebe wie zum Beispiel die Dachdecker-Firma Schumacher unterstützten die Sanierungsmaßnahmen unter tatkräftiger Mitwirkung ihrer Auszubildenden durch praktische Leistungen in namhaftem Umfang.

Die Schlüsselübergabe für das "Haus des Bergmanns" im März 2006

Eine typische Innenansicht aus dem "Haus des Bergmanns"

Das Museum liegt mitten in der denkmalgeschützten Bergarbeitersiedlung von 1910 östlich des Bergwerks Friedrich-Heinrich. Es ist ein ehemaliges Bergarbeiterhaus, in dem früher zwei Familien wohnten. Das Haus wurde 2005 / 2006 in den Originalzustand zurückversetzt. Die eine Haushälfte wurde wieder als typische Bergmanns-Wohnung eingerichtet, in der die Besucher einen Eindruck vermittelt bekommen, wie eine Bergarbeiterfamile in den 30er Jahren wohnte. In der anderen Haushälfte werden sehenswerte Ausstellungsstücke zur Geschichte des Bergbaus präsentiert.

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Briefmarkenausstellung "100 Jahre Steinkohlenbergbau in Kamp-Lintfort" im September 2007

Am 22. und 23. September 2007 veranstaltete der "Briefmarken- und Münzsammlerverein Kamp-Lintfort von 1964 e.V." in der Alten Lohnhalle auf der Friedrich-Heinrich-Allee mit freundlicher Unterstützung durch die Werksleitung des Bergwerkes West eine Wettbewerbsausstellung im Rang 3 anläßlich "100 Jahre Steinkohlenbergbau in Kamp-Lintfort" für Briefmarken und Ansichtskarten mit Jugendklasse, Ein-Rahmen-Wettbewerb und Briefmarkenschau "2. Niederrhein-Phila" zu Ehren der einhundertjährigen Bergbau-Tradition in Kamp-Lintfort.

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung wurde durch das Bergwerk West gestaltet. Unterstützt wurde der Verein außerdem durch den Heimatverein Niederrhein und durch die Philatelistische Arbeitsgemeinschaft Bergbau und Geowissenschaften.

Zur Einstimmung der Vereinsmitglieder auf dieses Ereignis publizierte der Verein im Jahre 2006 eine zwölfteilige Serie sogenannter "Personalisierter Briefmarken", die in Österreich angefertigt wurden und dort voll frankaturgültig sind.

- Serie "100 Jahre Bergbau in Kamp-Lintfort - Einst und Jetzt" aus Österreich -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Abteufschächte I und II um 1909" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Direktorenvilla 1910" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Zechengelände um 1915" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Zechengelände um 1918" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Beamtencasino" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Schacht 1 und 2 - 1920" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Zechengelände - 1965" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Zechengelände um 1970" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Schacht 1 1990er Jahre" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Schacht 3 (Norddeutschland) 2003" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Schacht 4 (Hoerstgen) 2004" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Schachtanlage Rossenray 2005" -


kamplintfort_sonderstempel.jpgGezeigt wurden Exponate in allen Ausstellungsklassen in 380 Rahmen, wobei das gesamte Spektrum der Philatelie abgedeckt wurde. Der Kamp-Lintforter Verein ist der erste Verein des Verbandes der Philatelisten in Nordrhein-Westfalen e.V. (VdPh), der im Rahmen einer Wettbewerbsausstellung auch Ansichtskarten-Exponate einer breiten Öffentlichkeit präsentierte.

Außerdem gab es eine Sonderpostfiliale der Deutschen Post AG ("Erlebnisteam Briefmarke"), die den extra für die Ausstellung angefertigten Sonderstempel abschlug. Hierfür verkaufte der Verein eigene Belege mit typischen Motiven aus der Frühzeit des Bergbaus in Kamp-Lintfort.

Zur Ausstellung im September 2007 gab es drei "Personalisierte Briefmarken" aus Österreich, wobei auch passende Belege für diese Marken verkauft wurden.

- Serie "Rang-3-Ausstellung 100 Jahre Bergbau in Kamp-Lintfort - 22./23.09.2007" aus Österreich -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Alte Lohnhalle" -

- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Unter Tage" -

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- Briefmarke aus "Austria" mit dem Motiv "Zechenturm" -

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Das Ende der Karmeliter im Kloster Kamp und weitere wichtige Ereignisse bis zum Ende des 1. Jahrzehnts

Auf Grund von Nachwuchsmangel beschloß der Bischof von Münster unter Einbeziehung der Karmeliter - die Errichtung eines geistlich-kulturellen Zentrums im Kamper Kloster. Die Karmeliter verließen das Kloster im April, das zu einer Tagungsstätte umgebaut werden soll. In diesem Jahr konnten Kirche und Gemeinde St. Marien feiern ihr 75-jähriges Bestehen feiern.

2002 erhielt Dr. Hans-Peter Bots (1. Vorsitzender Europäische Begegnungsstätte Kloster Kamp) den Ehrenring der Stadt für seine Bemühungen zur Erhaltung und Pflege des Kulturerbes von Kloster Kamp. Im August verstarb Karl Zoller, der langjährige Stadtdirektor von Kamp-Lintfort, im Alter von 75 Jahren.

Ein Jahr vor dem 90-jährigen Jubiläum mußte sich der Schützenverein "Gut Ziel" (Dachsberg; gegründet 1924) im Jahre 2003 auflösen mangels Interesse der Mitglieder am Vereinsleben und wegen der Überalterung seiner Mitglieder konnte das KKK (Karneval-Komitee Kamperbrauch) erstmals nach seiner Gründung im Jahre 1959 keine Karnevalsveranstaltungen durchführen. Im Jahre 2003 fand erstmals fand vor dem Rathaus ein Nikolausmarkt statt.

Für seine Verdienste um die Postdienste wurde Herr Dr. Claus Zumwinkel (aus Kamp-Lintfort stammend und Chef der Dt. Post AG) im Jahre 2003 von Herrn Bundesminister Clement mit der "Heinrich-Stephan-Medaille" ausgezeichnet.

2004 feierte der "Briefmarkensammlerverein Kamp-Lintfort von 1964" sein 40-jähriges Vereinsjubiläum mit einer Großen Werbeschau und Großtauschtag im Vereinslokal "Zunftstuben" im Kolpinghaus. Ebenfalls auf ein 40-jähriges Bestehen konnte das Städtische Gymnasium zurückblicken. Zur Feier des Ereignisses erschien eine Schulchronik.

Am 9. September 2005 wurde das "Ordensmuseum" aus dem Kamper Brief, das nun "Museum Kloster Kamp" heißt, feierlich eingeweiht. die beiden alteingesessenen Firmen "Brillen Kaiser / Kammerer Gmbh", die sich schon in 3. Generation in Familienbesitz befindet, feierte im Oktober ihr 75-jähriges Bestehen und das "Schuhhaus Niepmann" sogar sein 135-jähriges Bestehen. Im November wurde mit der Bebauung des neuen Siedlungsgebietes "Moerser Str. (West)" gegenüber der Kläranlage begonnen

Am 19.03.2006 wurde das neue Museum "Haus des Bergmanns" auf der Ebertstraße in Anwesenheit von 200 Ehrengästen feierlich eröffnet und im April wurde mit der Restaurierung des "Alten Garten" am Kamper Berg im Rahmen der Baumaßnahme des "Wandelweges", der Lintfort vom Stephanswäldchen an der Zeche bis zum Kamper Berg verbinden soll, begonnen. Ende September meldete die BenQ Mobile Deutschland GmbH Insolvenz an, da aus Taiwan keine Unterstützungszahlungen mehr erfolgten. Im Oktober feierte das Bergwerk West in der Alten Lohnhalle das 100. Jubiläum der Zeche.

Am 01.01.2007 wurde endgültig das Insolvenzverfahren für BenQ eröffnet, da kein Investor gefunden werden konnte. Am 23. Februar fand im Rathaus eine "Zukunftskonferenz Kamp-Lintfort" mit über 100 Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft statt, wobei u. a. die Errichtung eines Kompetenzzentrums für Automobil-Technik (KAT) beschlossen wurde. Anfang Mai wurde der "Alte Garten" am Kloster Kamp eingeweiht und Ende Mai der (neu gestaltete) "Prinzenplatz" vor dem Real-Markt. Im Juni wurden die letzten Reste des BenQ-Inventars versteigert und die belgische Firma OPTION nahm mit 53 ehemaligen BenQ-Ingenieuren ihre Arbeit auf dem Gelände auf. Das Bergwerk West meldete, daß zum Monatsende das Förderziel mit 3.550 Beschäftigten um 40.000 Tonnen übertroffen werden konnte. Mit einem Tag der Offenen Tür feierte das St. Bernhard-Hospital im September sein 40-jähriges Bestehen, die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof und die Stadtwerke konnten ihr zehnjähriges Jubiläum feiern.

Über die "Zukunftskonferenz Kamp-Lintfort" am 23.02.2007 wurde auch in der Presse berichet, wie der Artikel aus der NRZ/WAZ vom 22. Februar zeigt!

Das "Moderne Kamp-Lintfort" Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts dokumentiert anschaulich auch eine Serie mit Personalisierten Briefmarken aus Österreich, die der Briefmarken- und Münzsammlerverein Kamp-Lintfort von 1964 e.V. in einer Auflage von je 100 Stück Mitte 2007 anfertigen ließ:


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Stadtwappen
Barbarakirche
Kreuzkirche
Frhr.v.Stein-Str.
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Altsiedlung
BenQ-Werk
Bergwerk West
Eyller Kirche
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St. Bernhard-Hospital
Drei Weiße Riesen
Josefskirche
Moerser Straße
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Neues Rathaus
Schloß Dieprahm
Schwimmbad Pappelsee
Stadthalle
- Die sechzehnteilige Serie "Modernes Kamp-Lintfort" -

Erstmals nach vielen Jahren konnte im Rat für 2008 wieder ein ausgeglichener Haushalt 2008 und ein in der Abrechnung 2007 um 1,4 Millionen Euro geringeres Defizit verabschiedet werden. Dabei akzeptierte die Finanzaufsicht auch die eingeplante Nettoneuverschuldung von zwei Millionen Euro für Investitionen im Schul- und Feuerschutzbereich. Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt betonte: "Wenn sich die Erwartungen erfüllen, daß sich die konjunkturbedingten Steuermehreinnahmen noch eine Zeit lang fortsetzen, können wir den angestrebten vorzeitigen Abbau der Altdefizite schaffen." Außerdem wurde Anfang April bekannt, daß Eisenbahn-Waggons voll mit italienischem Müll (besonders aus Neapel) in Asdonkshof in Kamp-Lintfort verbrannt werden sollte. Insgesamt sollten es knapp 70.000 Tonnen italienische Siedlungsabfälle sein.

Schreckensnachricht für die Katholiken in Kamp-Lintfort: auf einer Versammlung am 21. April 2008 im Josef-Jürgens-Haus wurde die Verfügung des Münsteraner Bischofs verkündet, daß voraussichtlich in 2009 St. Paulus und in 2012 St. Barbara als Kirchenstandorte aus Kostengründen und wegen zurückgehender Besucherzahlen bei den Gottesdiensten aufgegeben werden sollen. Allerdings wurde 2009 dann doch nur St. Paulus abgerissen.

Am 17.12.2008 wurde das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein KRZN, das von Moers ins ehemalige BenQ-Gebäude umgezogen war, feierlich eingeweiht. Es werden 11,000 qm Fläche genutzt, um den Kommunen IT-Dienstleistungen anzubieten.

2009 feierte der "Briefmarkensammlerverein Kamp-Lintfort von 1964" sein 45-jähriges Vereinsjubiläum mit einem Großtauschtag im Vereinslokal "Zunftstuben" im Kolpinghaus. Außerdem wurde die Vereinschronik aus dem Jahre 2004 in einer aktualisierten Version neu aufgelegt. Anfang Februar konnte nach fünfzehnmonatigen Restauriereungsarbeiten der historische Gewölbekeller im Kloster Kamp wieder eröffnet werden. Dort sollen zukünftig auch leise Konzerte und Lesungen stattfinden.

Am 18. Februar mußten wegen einer anonymen Bombendrohung mit über 400 Helfern und zahlreichen Krankenwagen 280 Patienten des St. Bernhard-Hospitals evakuiert und in der Eyller Turnhalle bzw. in anderen Krankenhäusern untergebracht werden. Mit Ende des Schuljahres wurde nach fast 100 Jahren die 1915 erbaute Wilhelmschule aufgelöst. Das Gebäude wurde an die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH verkauft.

Ende März 2009 beschloß die Stadt Kamp-Lintfort, 4,4 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung für die Renovierung der Eyller Sporthalle zu nutzen. Ebenfalls im März begannen die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Fußgängerzone auf der Moerser Straße zwischen Friedrich-Heinrich-Alle und der Kolkschenstraße. Anstelle einer kleinteiligen Gliederung trat eine großzügige Allee von 6 m Breite mit Parkpläten. Nach einer mehrmonatiger Bauzeit konnte am 08.08.2009 die Einweihung erfolgen. Ende Juni feierte man das einhundertjährige Bestehen der Altsiedlung mit einem großen Festtag auf dem Ebertplatz.

Ebenfalls im Sommer 2009 wurde im dem Abriß der sog. "Drei Weißen Riesen" begonnen, die eine Bausünde der frühen 1970er Jahre sind. Der erste Koloß war Ende August abgetragen. Anstelle der Hochhäuser wird es ein Einkaufszentrum mit großzügiger Anbindung an die im Entstehen begriffene neue Fachhochschule geben. Ebenfalls im Sommer erfolgte der vom Bistum Münster beschlossene Abriß der Paulus-Kirche, die am 26. Juli entweiht wurde. Der Altar ging an eine Kirche in Litauen.

Bei der Kommunalwahl 2009 erhielt der Amtsinhaber Dr. Christoph Landscheidt (SPD) bei der Direktwahl zum Bürgermeister 73,87 Prozent der abgegebenen Stimmen und wurde eindeutig im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,36 Prozent.

Der Rat der Stadt setzte sich folgendermaßen zusammen:

Wahljahr
SPD
CDU
Grüne
FBG
FDP
DIE LINKE
2009
23
11
4
2
2
2
Die Verteilung der Ratsmandate nach den Wahlen 2009

Mit einem großen Festakt in der Alten Scheune auf dem Kamper Berg begeht der Ortsverband des Heimatvereins Niederrhein e.V. sein 50. Bestehen. Zu der Feier wurden neben Repräsentanten der Stadt und der Parteien auch die Vorstände der befreundeten Vereine in Kamp-Lintfort und Umgebung eingeladen.

Am 09.10.2009 wurde am hellichten Tage die Hauptstelle der Sparkasse überfallen, obwohl die Polizeistation nur wenige 100 Meter entfernt ist. Zwei bewaffnete Männer stürmten mit Schußwaffen in der Hand um 12.45 Uhr den Kassenraum, in dem sich auch einige Kunden aufhielten. Über die Höhe der Beute wurde nichts bekannt. "Wichtig ist, daß kein Mitarbeiter verletzt oder in Mitleidenschaft gezogen wurde", sagt Andreas Vanek, Pressesprecher der Sparkasse Duisburg, zu der die Sparkasse in Kamp-Lintfort seit 2003 gehört.

Ende November 2009 wurden die über 50 ehemaligen BenQ-Ingenieure von der Fa. Wireless Option aus Belgien gekündigt, da die Firma, die als großer Hoffnungsträger gesehen wurde, als sie sich auf dem Werksgelände niederließ, ihre Filiale in Kamp-Lintfort wegen der Weltwirtschaftskrise und den damit verbundenen Auftragsrückgängen aufgeben mußte.

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Kamp-Lintfort bekommt eine Fachhochschule

Im November 2008 erhielt die Stadt Kamp-Lintfort - zusammen mit Kleve - den Zuschlag für die Einrichtung einer Fachhochschule "Nördlicher Niederrhein", die auf dem ehemaligen BenQ-Gelände entstehen sollte, wie erste Planungen vorsahen. Geplant waren zunächst bis 2020 jeweils 2.500 Studienplätze je Standort. Hochschulpräsidentin wurde Prof. Marie-Louise Klotz und Stellvertreter Dr. Martin Klotz.

Da die Räumlichkeiten auf dem BenQ-Gelände sich dann doch nicht als optimal geeignet herausstellten, wurde schon Anfang 2009 der Entschluß gefaßt, die Fachhochschule, die nun offiziell den Namen "Rhein-Waal" erhielt, auf dem ABC-Gelände zu errichten, um auch eine bessere Anbindung an die Innenstadt und den Öffentlichen Nahverkehr zu gewährleisten.

Ab den 17.08.2009 konnten sich die ersten Studenten an der Fachhochschule Rhein-Waal einschreiben. Der Studienbetrieb wurde am 21.09.2009 mit 34 Studenten aufgenommen. Jeder Student erhielt als Begrüßungsgeschenk einen Laptop und ein Fahrrad. Für die Lehrveranstaltungen wurde das leerstehende Gebäude des ehemaligen Callcenters der Deutschen Post AG genutzt.

Am 23.12.2009 konnte die Stadt Kamp-Lintfort die Unterzeichnung des Kaufvertrages über das ABC-Gelände und Teilflächen des Bergwerkes West verkünden, womit der eigentliche Startschuß zur Errichtung der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort und zur Umnutzung der Bergwerksfläche gegeben werden konnte. Es unterzeichneten Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt für die Stadt Kamp-Lintfort, Bernd Preuss für die RAG Montan Immobilien GmbH sowie Dr. Reginbert Taube für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW den Vertrag über die insgesamt rund 37.500 qm große Fläche. Auf Grund seiner zentralen Lage kommt dem rund 17.000 qm großen ABC-Gelände eine Schlüsselfunktion zu. Hier soll die eigentliche Hochschule entstehen. Durch seine Verbindungsfunktion zwischen der Kamp-Lintforter Innenstadt mit der Bergwerksfläche sowie seines Anschlusses an den im Rahmen Stadtumbau West geförderten Entwicklungsbereiches der sogenannten "Weißen Riesen" unterstützt die Hochschul-Ansiedlung den eingeleiteten Stadtumbau. Gleichzeitig ist die Ansiedlung ein erster Impuls für die Neunutzung des Bergwerksgeländes. Auf der rund 20.000 qm großen Teilfläche des Bergwerks West sind Hochschulnebenanlagen und Parkplätze vorgesehen.

Im Oktober 2010 wurde dann eine Wohnmöglichkeit für ausländische Studenten in Kamp-Lintfort an der Oststraße geschaffen. Die Wohnungen wurden mit Hilfe des Studentenwerks Düsseldorf geschaffen. Es wurde eine Wohnstatt für insgesamt fünfzehn Studenten in den 1970 bzw. 1982 errichteten Gebäuden geschaffen, die zuletzt als Wohnheim für Spätaussiedler genutzt wurden. Die Kosten für eine Wohnung wurden auf 230 Euro festgesetzt.

Im Januar 2012 wurde ein erster Allgemeiner Studentenausschuß (AStA) gegründet, der die Interessen der Studenten vertreten soll. Vorsitzender des AStA wurde Qi Zhao, Präsident des Studentenparlament Steffen Bucksteeg. Zum Vorstand des AStA gehörte jeweils ein Vertreter jedes Standortes, nämlich Sandra Jansen für Kleve, Alexandra Rausch für Kamp-Lintfort und Fabian Dargel für den Interims-Campus in Emmerich.

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