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100 Jahre Steinkohlenbergbau in
Kamp-Lintfort
- Von der Gründung der Aktiengesellschaft bis zum Beginn des 1. Weltkriegs (1906 - 1914) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.10.2013
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Die Gründung der Aktiengesellschaft "Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG" Franz Brenner - erster Bergwerksdirektor von Friedrich Heinrich Die ersten Planungen für Rossenray Ansichtskarten aus der Frühphase der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG (1907 - 1914) Albert Spaeth - erster kaufmännischer Direktor von Friedrich Heinrich Albert de Montplanet - erster Aufsichtsratsvorsitzender von Friedrich Heinrich nach unten

Die Gründung der Aktiengesellschaft "Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG"

Der Verkauf der Berechtsame Friedrich Heinrich

Durch notariellen Vertrag vom 14. August 1906 erwarb eine französische Bankengruppe unter Führung der Pariser Société Générale de Crédit Industriel et Commercial SA und des Bankiers Albert de Montplanet von den Diergardt-Erben das Eigentum an der Berechtsame Friedrich Heinrich zum Preise von 4,25 Mio. Mark. Nach einer Darstellung soll der Vertragsschluß vor einem Düsseldorfer, nach einer anderen jedoch vor einem Kölner Notar stattgefunden haben. Das besondere französische Interesse erklärt sich daraus, dass man in Frankreich zwar über reiche Erzvorkommen, aber nicht in ausreichendem Maße über verkokbare Fettkohle zur Erzverhüttung verfügte. Die bis dahin mit 485 Einwohnern völlig bedeutungslose Streusiedlung Lintfort, in der man sich der "herannahenden Industrie" spätestens im Sommer 1906 durchaus bewußt war, wird innerhalb nur weniger Jahre zum neuen industriellen Siedlungsschwerpunkt und zur wirtschaftlichen Grundlage der späteren Gemeinde bzw. Stadt Kamp-Lintfort werden.

So sah es auf dem Zechengelände um 1906 aus

Gründung der Gesellschaft am 1. Oktober 1906 in Düsseldorf

Am 1. Oktober 1906 erfolgte in Düsseldorf die Gründung der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG, die am 20. Oktober in das Handelsregister eingetragen wurde. Ausgestattet war die Gesellschaft mit einem Grundkapital von 14 Mio. Mark, das man in 14.000 Aktien zerlegt hatte, die auf die Namen der Grüder lauteten. Aufsichtsratsvorsitzender wurde der Bankier Albert de Montplanet in Paris. Dem ersten Aufsichtsrat gehörten neben de Montplanet ferner die folgenden Herren an: als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Jean Bonnardel, Verwaltungsrat der Compagnie des Chemins de fer de l'Ouest, Paris, Jean Buffet, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Société nancéienne de Crédit industriel et de dépôts, Nancy, Christian de Catheu, Paris, Auguste Collignon, Verwaltungsrat der Compagnie génerale francais de tramways in Paris, Jean Keller, Zivilingenieur und Verwaltungsrat der Compagnie des mines de Czéladz in Paris, Alfred Kossmann, Bankdirektor in Frankfurt/Main, Emil Poensgen in Düsseldorf, Léon Thélier in Paris, sowie schließlich Max Trinkaus, Bankier und Kommerzienrat in Düsseldorf.

Dieses Bild zeigt die Bauarbeiten auf Friedrich Heinrich

Vorrangiger Zweck der neuen deutsch-französischen Kapitelgesellschaft waren die Aufschließung und Ausbeutung des Grubenfeldes Friedrich Heinrich. Den provisorischen Vorstand der AG, die ihren Firmensitz zunächst, bis 1908, im Düsseldorfer Hansa-Haus hatte, bildeten am 1. Oktober 1906 der Bankprokurist Karl Grundmann und Josef Schwartz, Bankdirektor in Straßburg. Bereits Ende Oktober 1906 wurde Grundmann jedoch durch Franz Brenner (1863 - 1928), bisher in Bochum Vorstand der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks und Hütten AG, abgelöst. Als umsichtiger und mit der bergmännischen Praxis bestens vertrauter Techniker wird er den Aufbau und die Entwicklung der Zeche Friedrich Heinrich bis zu seinem Ausscheiden Ende 1924 maßgeblich prägen.

Die Stelle von Josef Schwartz im Vorstand der Gesellschaft übernahm im April 1907 der Kaufmann Albert Spaeth aus Colmar im Oberelsaß. Erster Prokurist in der Unternehmensgeschichte wurde Anton Denninger; als Markscheider nahm man 1907 Ernst Kellermann unter Vertrag. Zu den leitenden Angestellten der Friedrich Heinrich AG gehörten bald auch der in Steele geborene Tagesbetriebsführer Georg Möller (ab 1908), der Grubenbetriebsführer Wilhelm Baumbach, der Zechenbaumeister Johann Onnertz (ab 1909) aus Bochum und der Chemiker Dr. Peter van der Forst (ab 1912) aus Dahlhausen, der die Leitung der Kokerei und ihrer Nebenbetriebe übernehmen wird. Die so genannten "Zahlstellen" der Friedrich Heinrich AG waren zu dieser Zeit das Bankhaus Trinkaus in Düsseldorf, die Société belge de Crédit industriel et commercial et de dépôts in Brüssel sowie die Allgemeine Elsässische Bankgesellschaft in Straßburg und Frankfurt.

Systematischer Grunderwerb

Den Gesamtinvestitionsbedarf für das Vorhaben in Lintfort hatte die Friedrich Heinrich AG mit 24 Mio. Mark veranschlagt. Eine der ersten Maßnahmen der Gesellschaft war naturgemäß der systematische Grunderwerb für das Zechengelände und für den Bau von Kolonien für Arbeiter und "Beamte". Schon bald erschienen "die Herren Döppners und Vollperich auf den heimischen Bauernhöfen", um mit den Eigentümern über den Verkauf von Grundbesitz zu verhandeln. Allein am 26. Oktober 1906 erwarb die Friedrich Heinrich AG vor dem Rheinberger Notar Dr. Busch durch ihr notariell hierzu bevollmächtigtes Vorstandsmitglied Josef Schwartz von 14 Parteien insgesamt 550 Morgen Land in Lintfort und Repelen inklusive der aufstehenden landwirtschaftlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Verkäufer waren im Oktober 1906 Dietrich Abel in Niephauserfeld, die Eheleute Johannes Grotepass und Elisabeth geb. Steinschen in Lintfort, die Eheleute Peter Hagmann und Adelheid geb. Grotfeld in Kamperbruch, Dietrich Haffmann in Lintfort, Johann Peter Kamp in Rayen, die Eheleute Gerhard Kelders und Maria Katharina geb. Wetzels in Lintfort, Wilhelm Kocks in Lintfort, Johann Landwehr in Lintfort, die Eheleute Hermann Platzen und Anna geb. Hoff in Lintfort, Lambert Prangen in Lintfort, die Eheleute Johann Schomanns und Johanna Katharina geb. Joosten in Kamperbruch, die Eheleute Heinrich Terhardt und Louise geb. Wefers in Lintfort, die Eheleute Theodor Timp und Anna Margaretha geb. Engels in Kamerbruch sowie die Eheleute Jacob Waerder und Anna Katharina geb. Haferstroh in Lintfort.

Die Ankäuferin zahlte, von einer Ausnahme abgesehen, jeweils 1.800 Mark pro Morgen bzw. 10 Mark pro Quadratrute. Der Gesamtkaufpreis belief sich am 26. Oktober 1906 auf stattliche 996.794,52 Mark "in deutschen Goldmünzen". Im Einzelnen errechneten sich erzielte Kaufpreise zwischen 3.950 und 209.956 Mark. Den größten finanziellen Nutzen hatten dabei die Lintforter Bauern Johannes Grotepass, Wilhelm Kocks und Hermann Platzen, deren Höfe an der heutigen Ringstraße lagen, sowie Heinrich Terhardt. "Die neuen Schachtanlagen werden also in Kürze erstehen", urteilte die Tagespresse zusammenfassend im Oktober 1906. Durch weitere Aufkäufe erwarb die Düsseldorfer Bergwerksgesellschaft bis Ende 1907 eine Fläche von schließlich 1.200 Morgen oder 3,06 Mio. qm. Teilweise erhielten die Verkäufer auch Ersatzhöfe anderswo am Niederrhein oder im Oldenburger Land.

Förderung für den Absatz ab 1912

Die Kosten der Abteufarbeiten anhand des Gefrierverfahrens beliefen sich nach Unternehmensangaben auf 10.000 M pro m einschließlich Ausbau sowie bei den weiteren Abteufarbeiten auf 1.000 Mark pro m einschließlich Ausbau. Am 1. Juli 1912 - und damit mindestens ein Jahr später als ursprünglich geplant und gut 50 Jahre nach der Rheinüberschreitung - konnte mit 835 Belegschaftsmitgliedern im Schacht 2 die Förderung für den Absatz aufgenommen werden, die bald darauf in Schacht 1 zu Tage ging. Allerdings trat die Friedrich Heinrich AG zunächst nicht dem Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikat bei, sondern schloß eigene Verträge mit Kohlenhandelsgesellschaften in Düsseldorf, Straßburg und den Niederlanden ab.

Schmalspurbahn im Jahre 1907

Im folgenden Jahr, das für das Unternehmen erklärtermaßen in mehrfacher Beziehung "von besonderer Bedeutung" war, wurden die umfangreichen Tagesanlagen weitgehend fertig gestellt. Die Jahresförderung 1913 belief sich auf 471.219,65 Tonnen. Ferner erfolgte die Inbetriebnahme der von der Essener Firma Gebrüder Hinselmann ausgeführten Kokerei mit angegliederten Nebenbetrieben für die Erzeugung von Ammoniak, Benzol und Teer. 1913 wurden auf Friedrich Heinrich 146.362 Tonnen Koks, 6.027.253 kg Teer, 2.124.423 kg Ammoniak und 899.027 kg Benzol produziert. Mit der Inbetriebnahme der Koksfenatterien war ein besonderer Gefahrenherd entstanden. Als eigentliche Geburtsstunde der Werksfeuerwehr Friedrich Heinrich gilt der 5. Mai 1913. An diesem Tag wurde nämlich ein hauptberuflicher Oberfeuerwehrmann eingestellt. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der Grubenwehr. Die Belegschaft der Lintforter Zeche war im Laufe des Jahres 1913 auf 2.360 Mann angestiegen. Im Zuge einer Realteilung wurde das Grubenfeld Friedrich Heinrich Ende 1913 in drei Felder mit den Namen Friedrich Heinrich 1, 2 und 4 aufgeteilt.

In den sechs Gemeinden des Kamp-Lintforter Gebiets zählte man jetzt schon 12.023 Einwohner, von denen alleine 6.840 in Lintfort und weitere 1.960 in der Nachbargemeinde Kamperbruch lebten. In diesen beiden Gemeinden hatte sich inzwischen ein buntes Völkergemisch aus zugewanderten Bergleuten und ihren Familien zusammengefunden, denn im ländlichen Umfeld der Zeche konnte der Arbeitskräftebedarf der neuen Industrie nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden. Am 1. Juni 1915 zählte daher allein die katholische Rektoratsgemeinde Lintfort in 1.339 Familien 4.693 deutschsprechende und immerhin 3.466 fremdsprachige Mitglieder, darunter vor allem Zuwanderer aus Polen, Slowenien, Böhmen, Ungarn und den Niederlanden, aber auch aus Rumänien und Italien. Der Wandel vom ländlichen zum industriellen Gemeinwesen war endgültig vollzogen. Ein dreiteiliger und recht umfassender Aufsatz von Bergassessor P. Büssing in Essen informierte die Fachwelt 1914 ausführlich über das neue Bergwerk in der Gemeinde Lintfort und dessen technische Ausstattung sowie über die geologischen Verhältnisse. Das Grundkapital der Friedrich Heinrich AG war seit 1906 zweimal - 1910 und 1913 - durch Beschluß der Generalversammlung um jeweils 4 Mio. Mark auf jetzt 22 Mio. Mark erhöht worden.

In der Nachbargemeinde Rossenray hingegen stellten die Rheinischen Stahlwerke ihre Tätigkeit bereits 1912 wieder ein, als die niedergebrachte Vorbohrung auf die Störung des Rheinpreußen-Sprungs gestoßen war. Die Pläne für die Errichtung einer Doppelschachtanlage in Rossenray kamen damit bis zum Jahre 1927 einstweilen zum Erliegen.

Baubeginn in Lintfort 1907 - Die "gewaltigen Anfänge einer riesenhaften Industrie"

Zur Aufschließung ihres Felderbesitzes hatte sich die Gesellschaft darauf verständigt, etwa in der Mitte des östlich ausspringenden Feldesteils eine Doppelschachtanlage zu errichten. Einem zeitgenössischen Pressebericht zufolge waren Anfang Januar 1907 auf der Lintforter "Kleinen Heide", einem von der Großen Goorley durchflossenen und mit Schlagholz bestandenen Feuchtniederungsgebiet, bereits "die Stellen festgelegt, wo die Schachtanlage geplant ist. Die beiden Schächte liegen sehr nahe beieinander. Es sollen schon bedeutende Abschlüsse mit Fuhrunternehmen getätigt sein, um die vorerst erforderlichen Backsteine für die Ringofenanlage vom Bahnhof Rheinberg nach Lintfort abzufahren". Die Baufirma Philipp Holzmann & Cie. GmbH in Düsseldorf war mit der Errichtung "provisorischer Bauwerke" beauftragt worden. Mit Schreiben vom 2. Februar legte sie gemeinsam mit der Friedrich Heinrich AG die entsprechenden Bauzeichnungen dem Bürgermeisteramt zur näheren Prüfung vor.

Diese Abbildung ist eine der ältesten bekannten Planzeichnungen des Zechengeländes (um 1907)

Schon am 10. Februar 1907 notierte der Lehrer der Kamper Schule in der Schulchronik: "Baracken, aus Fachwerk und Schwemmsteinen erbaut, erheben sich schon an verschiedenen Stellen, Feld- und Kleinbahnen sind schon gelegt, Waldungen zur Anlage von Straßen sind schon durchholzt. Der schrille Ton der Dampfpfeife tönt zum stillen Klostercamp hinüber. Trupps von Arbeitern eilen am frühen Morgen aus ihren Kosthäusern auf der Brück zur Arbeitsstätte - Bilder kommender Industrie". Der breiteren Öffentlichkeit des vorgesehenen Industriestandortes Lintfort war spätestens Ende Februar erkennbar, daß es "der Gesellschaft mit der Abteufung (...) tatsächlich ernst ist" und damit grundlegende Veränderungen für das ländliche Gemeinwesen und seine Einwohner unmittelbar bevorstehen.

Auf dem künftigen Betriebsgelände, dessen vorhandene landwirtschaftliche Wege vom Bürgermeisteramt wunschgemäß eingezogen wurden, entstanden Anfang 1907 ein vorläufiges Bürogebäude für die Direktion, eine Werkstatt mit Schmiede, Schreinerei und Lager, ein Pumpenhaus, ein Pferdestall, zwei größere Schlafbaracken, eine Wohnbaracke für zwei Familien mit sechs Zimmern und zwei Küchen, eine Wohnbaracke mit fünf Zimmern sowie eine Kantine mit getrennten Aborten für Arbeiter und Zechenbeamte. Das Gelände mußte allerdings vor dem eigentlichen Baubeginn zunächst noch auf ein gewisses Niveau angeschüttet werden. Das Material hierzu wurde in unmittelbarer Nähe durch Auskiesung gewonnen, so daß allmählich ein "Baggerteich", der spätere "Pappelsee", entstand.

Nachdem "im Laufe des Winters" die entsprechenden Pläne in Düsseldorf ausgearbeitet worden waren, konnte am 1. Mai 1907 in Lintfort der erste Spatenstich für den Bau der Doppelschachtanlage stattfinden. Zügig wurden weitere Baumaßnahmen in Angriff genommen, u.a. eine Ringofenziegelei zur Produktion der für die Baumaßnahmen benötigten Ziegelsteine, zwei hölzerne Abteuftürme, das Eismaschinenhaus, das Abteuffördermaschinengebäude, ein eiserner Hochbehälter, die Waschkaue, das Verwaltungsgebäude sowie die Direktorenvillen A (für den technischen Direktor Brenner) und B (für den kaufmännischen Direktor Spaeth) an der Friedrich-Heinrich-Allee. Eine zunächst nur schmalspurige Feldbahn verband ab April 1907 die Baustelle in Lintfort mit dem Bahnhof in Repelen, wodurch der Anschluß an die Staatsbahn Duisburg-Kleve hergestellt war. Auch die ersten Ansichtskarten mit Motiven des örtlichen Bergbaus kamen jetzt auf den Markt. Das älteste bisher bekannte Belegstück, ein "Gruss von der Baustelle Lintfort", wurde im Juni 1907 verschickt.

Knapp zwei Monate nach dem ersten Spatenstich im Jahre 1907 wurde diese Ansichtskarte "Von der Baustelle Lintfort" verschickt

Den zeitgenössischen und eingesessenen Beobachtern des Geschehens erschien der "Anblick der Landschaft" im Sommer 1907 allerdings durchaus "seltsam", und zwar aus folgendem Grund: "In der nächsten Umgegend der Anlagen noch das stille friedliche Bild einer rein ländlichen Gegend und direkt daneben die gewaltigen Anfänge einer riesenhaften Industrie". Folgt man dieser Quelle weiter, dann bestand die Arbeiterschaft auf der Baustelle in Lintfort im Juli 1907, als die beiden hölzernen Abteuftürme fertig gestellt waren "fast ausschließlich" aus Ausländern. Damit waren jedoch wahrscheinlich vor allem die Beschäftigten der jetzt für die Zechengesellschaft tätigen Fremd- bzw. Spezialfirmen gemeint. Die Belegschaftszahl der Friedrich Heinrich AG wurde von dieser für 1907 mit nur 18 Mann angegeben!

In der Öffentlichkeit wurde im Januar 1908 in Anbetracht der bevorstehenden Abteufarbeiten und mit Blick auf "die eigene Sicherheit" sorgenvoll über eine bevorstehende "Masseneinwanderung ausländischer Arbeiter" spekuliert, "welche ganz gefährliche Elemente in ihren Reihen zählen. Man muß leider mit Sicherheit annehmen, daß Schlägereien, Einbrüche, Überfalle usw. manches ländliche Gemüt in Aufregung bringen werden und viele werden denken: wäre die Industrie nur fortgeblieben. Aber das läßt sich heute nicht mehr ändern. Wir wollen daher das Gute, das sie mit sich gebracht hat, freudig hinnehmen und die Unannehmlichkeiten tragen, so gut es geht". Und "in gesundheitlicher Beziehung" wurde der Hoffnung der Bevölkerung Ausdruck verliehen, daß "das neue Bergwerk" alles zur Anwendung bringen wird, "was die Technik der Neuzeit bietet, damit nicht, wie es in der Umgegend von Zinkhütten, Eisenwerken usw. der Fall ist, die Luft mit Kohlenqualm angefüllt wird und die Ohren unter einem betäubenden Geräusch zu leiden haben". Auch dieses Zitat verdeutlicht die verbreitete Skepsis, mit der die ansässige Bevölkerung dem Einzug der Schwerindustrie zunächst gegenüber stand.

Abteufe der Schächte 1 und 2

Wegen der zu durchteufenden sandigen und wasserreichen Schichten des tertiären Deckgebirges entschied man sich nicht für das herkömmliche Senkschachtverfahrens, sondern dafür, die beiden Schächte vom Tage bis zum Steinkohlengebirge mittels des zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch neuartigen Gefrierverfahrens niederzubringen. Mit der Durchführung wurde die Tiefbau und Kälteindustrie AG in Nordhausen (vormals Gebhard & König) beauftragt. Die Bohrtürme waren im Juli 1907 fertig gestellt. Vor Beginn der eigentlichen Gefrier- und Abteufarbeiten wurden für jeden Schacht jeweils vier Kernbohrungen niedergebracht, um näheren Aufschluss über die Beschaffenheit des Deckgebirges zu erlangen. Im Zuge der Abteufe sollte jeder Schacht einen Durchmesser von 6,10 m erhalten. Zuvor baute man jedoch für beide Schächte jeweils einen Vorschacht von 12,8 m lichter Weite bis etwa zum Grundwasserspiegel. In diesem großen Rund wurden dann auf einem Durchmesser von 10,8 m je 34 Gefrierlöcher und ein Mittelloch mit 313 m Teufe niedergebracht. Die Kälteerzeugungsanlage bestand aus drei Dampfmaschinen und fünf Kompressoren mit der erforderlichen Zahl von Kondensatoren und Refrigeratoren.

Die Abteuftürme von Friedrich Heinrich

Die Gefriermaschinen im Schacht 1 konnten am 15. Oktober 1908 in Gang gesetzt werden; die Abteufe des Schachtes 1 begann am 9. Februar 1909 und jene von Schacht 2 am 3. Januar des folgenden Jahres. Schon früh forderte der Aufbau der Doppelschachtanlage ein Todesopfer; ein Ingenieur verstarb "bei den Abteufarbeiten auf Schacht I" am 14. Juli 1909 an den Folgen eines Arbeitsunfalls. Anfang September 1910 erreichte man in Schacht 2 in 305,80 m Teufe das Karbon. Bei Schacht 1 hingegen, der aufgrund verschiedener technischer Verzögerungen erst Anfang Mai 1911 auf das Karbon traf, nahmen die Gefrier- und Abteufarbeiten mehr als 3 1/2 Jahre in Anspruch. Markscheider Ernst Kellermann sammelte und ordnete von Anfang an Belegstücke aus allen durch Friedrich Heinrich erbohrten und durchteuften geologischen Schichten.

Am 30. Mai 1908 begründete Direktor Franz Brenner mit seiner Familie - seiner noch im gleichen Jahr verstorbenen Frau Wilhelmine geb. Wegener und den beiden Söhnen Carl (* 1890) und Walter (* 1895) - seinen neuen Lintforter Wohnsitz in der jetzt fertig gestellten Villa A, Friedrich-Heinrich-Allee 58. Und zum 1. Juli 1908 verlegte die Friedrich Heinrich AG ihren Sitz dauerhaft von Düsseldorf nach Lintfort. Dort hatte der Einzug der neuen Industrie u.a. einen sprunghaften Anstieg der Bodenpreise ausgelöst. Nach Feststellung des Kreislandmessers Piepenbrock war durch "Grundstücksspekulation" im Juni 1908 eine "Bodenbewertung von 100 - 200 M, sogar 300 M und mehr (in einigen Fällen von 425 M) pro Rute eingetreten". Zum Vergleich: Die Bergwerksgesellschaft hatte im Oktober 1906 noch 10 Mark pro Rute (14,18 qm) und damit nach damaligem Verständnis einen durchaus guten Preis gezahlt. Der privaten Bautätigkeit vor allem an der Moerser Straße, der neuen Hauptgeschäftsstraße, tat dies jedoch offensichtlich keinen Abbruch. Dort schossen im Frühjahr 1910 Wohn- und Geschäftshäuser "wie die Pilze aus der Erde hervor" und boten "in ihren Läden alles, was der einfache Sinn der allerdings verhältnismäßig geringen Arbeiterschar begehrt".

Im Laufe des Jahres 1909 erweiterte die Lintforter Bergwerkgesellschaft ihre Berechtsame in beträchtlicher Weise, indem sie von der Familie Stein in Düsseldorf für 1,4 Mio. Mark nördlich angrenzende Felder unter Einschluß einer Steinsalzlagerstätte in Saalhoff erwarb. Hierdurch vergrößerte sich der Felderbesitz auf 43.836.276 qm oder etwa 20 preußische Maximalfelder. Der Kohleninhalt lag jetzt nach markscheiderischen Berechnungen bei rund 731 Mio. Tonnen, von denen auf die Fettkohlengruppe 382 Mio. und auf die Magerkohlengruppe 349 Mio. Tonnen entfielen. Friedrich Heinrich markscheidete mit seinen nunmehr vier Feldern nördlich mit dem Besitz der Steinschen Erben, im Süden mit Norddeutschland und Vluyn, im Osten mit den Rheinischen Stahlwerken und Rheinland sowie westlich mit Humboldt. Ebenfalls 1909 wurde für Zwecke des Spülversatzes von der Familie von Eerde der Eyller Berg erworben, ein "Sandhügel" mit etwa 8 Mio. cbm Inhalt im Lintforter Süden. 1910 umfaßte die Belegschaft der Friedrich Heinrich AG zwar erst 274 Mann. Für den aufgeschlossenen zeitgenössischen Betrachter der Geschehnisse stand jedoch im Frühjahr 1910 abschließend fest: "In größeren Massen werden Arbeiter und Beamte nach Lintfort strömen und eine weitere Etappe auf dem Weg der Industrialisierung des linken Niederrheins wird zurückgelegt sein".

Parallel zur Niederbringung der beiden Lintforter Schächte wurde 1911/12 an der Friedrich-Heinrich-Allee der Bau der Tagesanlagen "nach neuzeitlichen Grundsätzen" vorangetrieben. Die "in gefälligen Formen gehaltenen Gebäude" ließen für den zeitgenössischen Betrachter das Bestreben erkennen, "nicht allein das äußere Ansehen der Anlage anziehend und vorteilhaft zu gestalten, sondern vor allen Dingen überall später größere Erweiterungen zu ermöglichen, ohne daß dadurch das Gesamtbild beeinträchtigt wird".

Die Bochumer Firma Bleckmann, die maßgeblichen Anteil am Bau der Bergarbeitersiedlung hatte, richtete im Jahre 1909 - wie diese Karte zeigt - an der Ringstraße in Camperbruch eine Filiale ein

Die zecheneigene Ziegelei, die 1907 in Betrieb gegangen war, produzierte zeitweise über 5 Mio. Ziegelsteine pro Jahr. Als Zechenbaumeister war Johann Onnertz bereits 1909 in den Dienst der Bergwerksgesellschaft getreten. Unter seiner planvollen Regie entstanden die Zentralmaschinenhalle, das Ventilatorgebäude, die Fördermaschinengebäude, das Magazin, das Kesselhaus, der Lokomotivschuppen, eine Drahtseilbahn mit Verladestation zwischen dem Zechengelände und dem zur Auskiesung vorgesehenen Eyller Berg, den man bei der Familie von Eerde angekauft hatte, die Kohlen- und die Koksseparation, die Kohlenwäsche, das Benzinlager, die beiden Schachtgebäude nebst Fördergerüsten, das Sumpfgebäude, das für 4.968 Mann ausgelegte Waschkauengebäude, das angrenzende Bürogebäude mit der Lohnhalle, den Büros für die Betriebsführer, die Ober- und Maschinensteiger, die Steiger sowie für das Lohn- und Rechnungswesen und den "Beamtenbädern" im Obergeschoß sowie das Werkstättengebäude mit Schreinerei, Schmiede und mechanischer Werkstatt.

Förderung für den Absatz ab 1912

Die Kosten der Abteufarbeiten anhand des Gefrierverfahrens beliefen sich nach Unternehmensangaben auf 10.000 M pro m einschließlich Ausbau sowie bei den weiteren Abteufarbeiten auf 1.000 Mark pro m einschließlich Ausbau. Am 1. Juli 1912 - und damit mindestens ein Jahr später als ursprünglich geplant und gut 50 Jahre nach der Rheinüberschreitung - konnte mit 835 Belegschaftsmitgliedern im Schacht 2 die Förderung für den Absatz aufgenommen werden, die bald darauf in Schacht 1 zu Tage ging. Allerdings trat die Friedrich Heinrich AG zunächst nicht dem Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikat bei, sondern schloß eigene Verträge mit Kohlenhandelsgesellschaften in Düsseldorf, Straßburg und den Niederlanden ab.

Im folgenden Jahr, das für das Unternehmen erklärtermaßen in mehrfacher Beziehung "von besonderer Bedeutung" war, wurden die umfangreichen Tagesanlagen weitgehend fertig gestellt. Die Jahresförderung 1913 belief sich auf 471.219,65 Tonnen. Ferner erfolgte die Inbetriebnahme der von der Essener Firma Gebrüder Hinselmann ausgeführten Kokerei mit angegliederten Nebenbetrieben für die Erzeugung von Ammoniak, Benzol und Teer. 1913 wurden auf Friedrich Heinrich 146.362 Tonnen Koks, 6.027.253 kg Teer, 2.124.423 kg Ammoniak und 899.027 kg Benzol produziert. Mit der Inbetriebnahme der Koksofenbatterien war ein besonderer Gefahrenherd entstanden. Als eigentliche Geburtsstunde der Werksfeuerwehr Friedrich Heinrich gilt der 5. Mai 1913. An diesem Tag wurde nämlich ein hauptberuflicher Ober-feuerwehrmann eingestellt. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der Grubenwehr. Die Belegschaft der Lintforter Zeche war im Laufe des Jahres 1913 auf 2.360 Mann angestiegen. Im Zuge einer Realteilung wurde das Grubenfeld Friedrich Heinrich Ende 1913 in drei Felder mit den Namen Friedrich Heinrich 1, 2 und 4 aufgeteilt.

Zechengelände mit Schacht 2 im Jahre 1912

In den sechs Gemeinden des Kamp-Lintforter Gebiets zählte man jetzt schon 12.023 Einwohner, von denen alleine 6.840 in Lintfort und weitere 1.960 in der Nachbargemeinde Kamperbruch lebten. In diesen beiden Gemeinden hatte sich inzwischen ein buntes Völkergemisch aus zugewanderten Bergleuten und ihren Familien zusammengefunden, denn im ländlichen Umfeld der Zeche konnte der Arbeitskräftebedarf der neuen Industrie nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden. Am 1. Juni 1915 zählte daher allein die katholische Rektoratsgemeinde Lintfort in 1.339 Familien 4.693 deutschsprechende und immerhin 3.466 fremdsprachige Mitglieder, darunter vor allem Zuwanderer aus Polen, Slowenien, Böhmen, Ungarn und den Niederlanden, aber auch aus Rumänien und Italien. Der Wandel vom ländlichen zum industriellen Gemeinwesen war endgültig vollzogen. Ein dreiteiliger und recht umfassender Aufsatz von Bergassessor P. Büssing in Essen informierte die Fachwelt 1914 ausführlich über das neue Bergwerk in der Gemeinde Lintfort und dessen technische Ausstattung sowie über die geologischen Verhältnisse. Das Grundkapital der Friedrich Heinrich AG war seit 1906 zweimal - 1910 und 1913 - durch Beschluß der Generalversammlung um jeweils 4 Mio. Mark auf jetzt 22 Mio. Mark erhöht worden.

In der Nachbargemeinde Rossenray hingegen stellten die Rheinischen Stahlwerke ihre Tätigkeit bereits 1912 wieder ein, als die niedergebrachte Vorbohrung auf die Störung des Rheinpreußen-Sprungs gestoßen war. Die Pläne für die Errichtung einer Doppelschachtanlage in Rossenray kamen damit bis zum Jahre 1927 einstweilen zum Erliegen.

Planung einer zweiten Doppelschachtanlage

Weitreichende Expansionspläne entwickelte die Friedrich Heinrich AG schon vor dem Ersten Weltkrieg. Bereits im Geschäftsbericht der Friedrich Heinrich AG für das erste Geschäftsjahr 1906/07 wurde aufgrund der geologischen Vorfindlichkeiten "die Anlage mehrerer Doppelschächte von vorneherein als lohnend vorausgesetzt". So war Georg Möller 1913 nicht nur Betriebsführer für den Tagesbetrieb, sondern zugleich auch für "das Abteufen der 2. Schachtanlage" zuständig. Man hatte sich nämlich inzwischen darauf verständigt, "bei Niederkamp eine neue Schachtanlage zu errichten und diese projektierte Anlage mittels einer Verbindungsbahn (Grubenanschlußbahn) an die bestehende Anlage in Lintfort anzuschließen".

Diese Verbindungsbahn zwischen den Schächten 1 und 2 in der Gemeinde Lintfort und dem vorgesehe-nen Schacht 3 in Niederkamp in der weiterhin ländlichen Gemeinde Kamp sollte die folgenden Straßen und Wege kreuzen: Friedrich-Heinrich-Allee, Grünstraße, Rundstraße, Eyller Straße, Mittelstraße, Dachsberger Weg, Rheurdter Straße und Altfelder Straße. Im Jahre 1913 wurden auch die "für die zweite Schachtanlage erforderlichen Grundstücke" gekauft und die Pläne für die Verbindungsbahn "den in Frage kommenden Behörden zur Herbeiführung der landespolizeilichen Prüfung und Genehmigung" vorgelegt. Zur Realisierung des Vorhabens kam es jedoch, möglicherweise bedingt durch den Ersten Weltkrieg, nicht.

Werkssiedlungsbau: Im Osten die Arbeiter - im Westen die "Beamten"

Das neue industrielle Gemeinwesen, das ab 1906/07 systematisch um die Zeche Friedrich Heinrich und mit ihr wuchs, ist von seinen Planern "bewußt als Zwei-Klassen-Gesellschaft angelegt" konzipiert und realisiert worden. Die ersten Arbeiter lebten 1907 noch behelfsweise in Baracken auf der Baustelle, in umgebauten zecheneigenen Bauernhäusern und Scheunen sowie in privaten Kosthäusern der näheren ländlichen Umgegend, so etwa in dem Straßendorf Kamperbrück der Gemeinde Kamp. Wohl einer der frühesten Entwürfe für die östlich des Zechengeländes anzulegende große Bergarbeiterkolonie ist der im April 1907 von dem vereidigten Landmesser Noelle in Rheinberg gefertigte "Plan über die zukünftige Gestaltung des Bergwerksgeländes", der in der vorgelegten Form jedoch nicht realisiert wurde. 1908 wurden Baugenehmigungen für das Zweifamilienhaus Christianastraße 2, für das Vierfamilienhaus Ringstraße 149 a, b und c sowie für das Achtfamilienhaus Ringstraße 151 a/b und 153 a/b erteilt. Am 25. Mai 1909 legte die Friedrich Heinrich AG einen neuen Bebauungsplan vor. Es folgten nach Plänen der Homberger Architekten und Bauunternehmer Koch & Wreden zunächst 42 Arbeiterwohnhäuser, deren Bau am 21. September 1909 genehmigt wurde.

In einer überlieferten Baubeschreibung heißt es: "Das projektierte 4-Familienwohnhaus wird massiv aus Ziegelsteinen und Wasserkalkmörtel in den eingeschriebenen Dimensionen der Zeichnungen ausgeführt und erhalten die Außenmauern eine Luftschicht, um die Zimmer vor der eindringenden Temperatur zu schützen. Ebenfalls werden die nicht unterkellerten Räume gegen Erdfeuchtigkeit geschützt, indem auf 60 cm Höhe unter Fussboden eine Ziegelfachschicht vorgesehen ist, die mit Cement gut geglättet wird. Sodann bekommen die Mauern Asphaltisolierschicht. Alle übrigen Mauern sind Fachwerke in verlängertem Cementmörtel. Für den Kellerfussboden werden massiv aus Beton 10 cm starke Zwischeneisen angefertigt und gut berappt; die Fugen werden vergossen. Die Etagendecken erhalten Holzbalken zwischen Schutzdecken und Tannenfußboden, sowie Spalierdeckenputz. Das Dach wird mit Falzziegel gut verschmiert eingedeckt. Die Außenflächen werden bis auf Sockelhöhe gefugt, die übrigen Flächen verputzt. Für jede Familie ist ein Abort und Stall mit geräumiger Düngergrube vorhanden und geschieht die Entlüftung der Aborte über Dach. Die Entwässerung wird oberirdisch angelegt. Regenrohre werden in entsprechender Anzahl angebracht".

Auf den Besucher machten im Mai 1910 die zu diesem Zeitpunkt im Rohbau fertig gestellten Mehrfamilienhäuser der Arbeiterkolonie "trotz ihrer Unbewohntheit schon jetzt einen anheimelnden Eindruck. Die Häuser und Häuschen sind sämtlich mit schmucken Veranden und Vorbauten versehen und ausgebaute Giebel sorgen für mannigfache Abwechslung. (...). Alle Häuser sind mit einer grauweißen Zementdecke an den Außenwänden belegt, so daß der düstere Anblick der dunkelrot-schwarz schmutzfarbenen Arbeiterkolonien uns hier jedenfalls erspart bleibt. Fünf Meter breite Vorgärten stoßen an Bürgersteige von zwei Meter und genügend Raum für einen umfangreichen Verkehr bietende Straßen. Kleinere Räume für Stallung usw. sind der Hinterseite der Häuser angefügt. Es folgt ein großer Hofraum und ein umfangreicher Nutzgarten". Am 1. Oktober 1913 waren bereits 1.340 Arbeiterwohnungen in der weiter im Ausbau begriffenen östlichen Kolonie belegt.

Die Straßen der im Bau befindlichen Kolonie wurden zunächst nur anhand von arabischen Zahlen von einander unterschieden. Bei der Einbenennung der zecheneigenen Koloniestraßen hatte die Friedrich Heinrich AG seit 1909 ein vertragliches Vorschlagsrecht. Hiervon wurde von Anfang an gerne in bestimmter Absicht und mit dauerhafter Wirkung Gebrauch gemacht, indem Straßen nach den Vornamen der leitenden Angestellten und ihrer Angehörigen einbenannt wurden, etwa Albertstraße (Direktor Albert Spaeth), Antonstraße (Prokurist Anton Denninger), Einerstraße (Bergrat Einer), Ernststraße (Markscheider Ernst Kellermann), Elisabethstraße (Elisabeth Onnertz), Franzstraße (Generaldirektor Franz Brenner), Georgstraße (Tagesbetriebsführer Georg Möller), Johannstraße (Zechenbaumeister Johann Onnertz), Karlstraße (Carl Brenner), Maxstraße (Bergreferendar Max Brenner), Walterstraße (Bergbaubeflissener Walter Brenner) und Wilhelminenstraße (Wilhelmine Brenner, † 1908).

In mehreren - durch den Ersten Weltkrieg unterbrochenen - Bauabschnitten, an deren Ausführung auch die Baufirma von Conrad Bleckmann aus Bochum beteiligt war, die ihrerseits 1910 die Siedlungshäuser an der Konradstraße errichtet hatte, entstand im Rauchschatten der Kokerei bis 1930 eine geschlossene Bergarbeiterkolonie mit 2.300 Wohnungen, einem zentral gelegenen Marktplatz und zecheneigenen Konsumanstalten.

Rund 90 Prozent des am 1. Oktober 1930 vorhandenen Wohnungsbestandes der Friedrich Heinrich AG, der zu diesem Zeitpunkt mit 2.562 angegeben wird, befanden sich somit in der östlichen Kolonie. Diese Lintforter Arbeitersiedlung weist anstelle von Mietskasernen und engen Straßenzügen deutliche Einflüsse der deutschen Gartenstadtbewegung auf, die das organisch gewachsene Dorf der vorindustriellen Zeit zum Leitbild hatte.

Im vom Wetter begünstigten Westen der Zeche wurde 1907 mit dem Bau der so genannten "Beamtensiedlung" für die Gruppe der privilegierten Belegschaftsangehörigen begonnen, die zunächst noch "meist in Rheinberg" wohnten. Sie zeichnet sich u.a. durch hohen Freiflächenanteil, repräsentative Gestaltung der Baukörper sowie großzügige Gebäudegrundrisse aus. Bestimmte Stilelemente erzeugen bzw. verstärken die sozialen Hemmschwellen: Betonung der Eingangssituation durch aufwendige Laibungs- und Türgestaltung oder ausladende Podesttreppen, tiefe Vorgärten, großfenstrige Erkervorbauten oder Einfügung eines repräsentativen Mittelrisalits zumeist in Verbindung mit einer großdimensionierten Traufgiebelgestaltung. Am 1. Oktober 1913 waren 52 dieser Beamtenwohnungen belegt. Augenfälliger Ausdruck der gewollten gesellschaftlichen Zweiteilung des Werkssiedlungswesen waren auch das Arbeiter-Casino an der Ringstraße einerseits, das sich Bergwerksdirektor Brenner 1908 durch das Landratsamt konzessionieren ließ, und das am 4. Dezember 1914 konzessionierte so genannte Beamten-Casino an der Friedrich-Heinrich-Allee zum anderen.

Abwässerprobleme

Die in Richtung Kamp fließende Große Goorley diente ursprünglich der Entwässerung und hatte ihr Quellgebiet beim Goormanns-Hof, der auf dem späteren Zechengelände lag und beim Bau des Bergwerks für immer verschwand. Im Zuge der Industrialisierung wandelte sich die Große Goorley dann von einem ländlichen Entwässerungsgraben zu einem industriellen Abwässerkanal. Bereits mit Schreiben vom 2. März 1907 wandte sich die Friedrich Heinrich AG an den noch amtierenden Bürgermeister Karl Jockram - er stammte von einem Bauernhof in Saalhoff - und führte aus: "Die bei unserem zukünftigen Bergwerksbetrieb sich ergebenden Abwässer beabsichtigen wir in völlig geklärtem Zustande dem natürlichen Vorfluter, der sogen. Grossen Goorley und durch diese der Fossa Eugeniana", im Ergebnis also dem Rhein, "zuzuführen". Dies wurde schließlich im Oktober 1908 genehmigt.

Nach der Inbetriebnahme der ersten 120 Koksofenbatterien im Jahre 1913 und der Nebengewinnungsanlagen Für Benzol, Ammoniak und Teer kam es zu erheblichen Verunreinigungen des Baches. Diese wurden noch dadurch intensiviert, dass man "im besonderen die Abwässer der in der Moerserstrasse gelegenen zahlreichen Wohnungen und Geschäftshäuser" in die Große Goorley einleitete, so dass "diese mehr oder weniger zum Sammelkanal für die Schmutzwässer der Gesamtgemeinde Lintfort-Camperbruch" und des Zechenbetriebes wurde. Eine im Sommer 1914 entnommene Wasserprobe führte zu dem Ergebnis, dass das jetzt unnatürlich gelblich gefärbte und teerig riechende Wasser für den Menschen "schädlich" und für Tiere "nicht unbedenklich" war. Ende 1914 hatte sich die Wasserqualität allerdings zumindest vorübergehend wieder gebessert.

Bodensenkungen und Regulierung der Vorflut

Bürgermeister Wilhelm Liermann, seit Oktober 1907 als Nachfolger von Karl Jockram im Amt, stellte bereits im Juli 1908 anderenorts, und zwar beim Bürgermeister in Essen-Kray, erste vorsichtige Erkundigungen darüber an, wie sich "der einzelne und die Gemeinde" gegen zu erwartende "Bergwerksschäden" wie "Bodensenkungen" und "Wasserentziehungen" schützen könne. Auch war im Februar 1908 der "Verein zur Aufstellung eines Entwässerungsplanes für das linksniederrheinische Industriegebiet" gegründet worden. Stellvertretender Vorsitzender dieses Vereins war Generaldirektor Brenner aus Lintfort. Im Oktober 1908 wurden Festpunktbolzen an der Schule "an der Straße von Camp nach Rheinberg" sowie "an dem Kommunalwege, der von der Strasse Rheurdt-Camp zwischen km 2,3 und 2,4 nördlich führt", angebracht. Im Jahre 1913 wurde dann mit der Anlegung eines Fein- bzw. Senkungsnivellements begonnen. Das Entwässerungsgesetz für das linksniederrheinische Industriegebiet vom 29. April 1913 formu-lierte als dauerhafte Aufgabe die "Regelung der Vorflut nach einem einheitlichen Bauplan". Dies war die Geburtsstunde der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft (LINEG), deren Genossen die Eigentümer der im Genossenschaftsgebiet liegenden Bergwerke, der anderen gewerblichen Unternehmen sowie die Städte und Gemeinden wurden. Hauptaufgaben der LINEG waren und sind bis heute die Regelung der Vorflut und die Reinigung der im Genossenschaftsgebiet anfallenden Industrieabwässer.

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Franz Brenner - erster Bergwerksdirektor von Friedrich Heinrich
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Franz Brenner - erster Bergwerksdirektor von Friedrich Heinrich

Der spätere Generaldirektor des Steinkohlenbergwerks Friedrich Heinrich AG, Franz Brenner (katholisch), wurde am 4. September 1863 in Vorscheid im Kreis Aachen als Sohn des späteren Grubendirektors Ludger Brenner geboren.

Nachdem er zunächst als Bergmann tätig war, stieg er nach persönlicher Fortbildung 1884 zum Steiger auf, danach zum Obersteiger und Betriebsführer im Aachener Revier. Sodann wurde er zum Vorstand der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks und Hütten AG in Bochum berufen. Verheiratet war Franz Brenner mit Wilhelmine Brenner, geb. Wegener (gestorben 1908 in Lintfort).

Ende Oktober 1906 wurde er technischer Direktor der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG. Die Umeldung von Bochum zur Friedrich-Heinrich-Allee 58 (Villa A) in Lintfort erfolgte am 30. Mai 1908. Ab 1911 war er Mitglied im Lintforter Gemeinderat und wurde 1916 zum Generaldirektor ernannt. Ab 1920 war er unbesoldeter Beigeordneter von Vierquartieren.

Nach seinem Ausscheiden zum 31. Dezember 1924 verzog er nach Bonn, wo er am 28. Oktober 1928 verstarb.

Die Grabstätte der Eheleute Brenner befindet sich auf dem denkmalgeschützten katholischen Friedhof in Kamp.

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Die ersten Planungen für Rossenray

So sah es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Rossenray aus

Auf Grund der Mutungen in den Jahren 1905 und 1906 wurden in den Jahren 1906 und 1907 an den Bergassessor a. D. Paul Stein in Recklinghausen und seinen Bruder, den Kommerzienrat August Stein in Düsseldorf vierzehn Grubenfelder auf der linken Rheinseite vergeben. 1908 kamen drei weitere Felder hinzu. Repräsentant aller Gewerkschaften war Paul Stein. In den Jahren 1907 und 1908 wurden die Felder durch gerade Trennungslinien geteilt, die später die Markscheiden zwischen den Grubenfeldern Rossenray und Rheinberg bilden sollten.

Da sich die Mutung seiner Zeit auch auf Steinsalz erstreckte, erhielten die Gebrüder Stein auch einige Steinsalzfelder. So entstand durch weitere Teilung und Feldertausch das auf Steinsalz verliehene Grubenfeld Camp 1.

In den Jahren 1909 und 1910 erwarben die Rheinischen Stahlwerke die südlich der heutigen Markscheide gelegenen Grubenfelder, also das Feld Rossenray. In den Jahren 1910 und 1911 begannen die Vorarbeiten für das Abteufen eines Schachtes mit dem Ziel, auf Rossenray eine Doppelschachtanlage zu errichten.

Die Planungen sahen allerdings die Errichtung einer Zeche ungefähr 500 m östlich des heutigen Schachtes 1 vor, so daß man sich genau über dem Rheinpreußen-Sprung befand. Auf diese Störung traf man dann auch bei den ersten Probebohrungen. Deshalb wurde von den Rheinischen Stahlwerken das Projekt aufgegeben.

Es sollte mit der Wiederaufnahme bis zum Jahre 1927 dauern, da während des 1. Weltkrieges nicht an eine Wiederaufnahme der Teufarbeiten zu denken war. Nach dem Krieg verhinderten die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse die Fortführung des kostenintensiven Vorhabens.

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Ansichtskarten aus der Frühphase der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG (1907 - 1914)

Die Gründung der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG am 1. Oktober 1906 in Düsseldorf bedeutete für das noch rein ländliche Kamp-Lintforter Gebiet mit seinen 3.700 Einwohnern die Zeitenwende. Vorrangiger Zweck der neuen deutsch-französischen Kapitalgesellschaft waren die Aufschließung und Ausbeutung des Grubenfeldes Friedrich Heinrich. Schon bald nach dem ersten Spatenstich in Lintfort am 1. Mai 1907 kamen auch die ersten Ansichtskarten mit örtlichen Bergbaumotiven auf den Markt. Anhand dieser Karten, die das seit 1897 bestehende Angebot ergänzten, lassen sich die verschiedenen Bau- und Entwicklungsphasen der Doppelschachtanlage in der der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg recht gut und anschaulich nachvollziehen.

Für die Frühphase der Friedrich Heinrich AG bis zum Jahre 1914 kann man bei vorsichtiger Schätzung von etwa 20 - 30 unterscheidbaren Ansichtskarten ausgehen, die mit verschiedenen Auflagenhöhen in Umlauf gelangt sind. Kommerziell verlegt wurden diese Karten beispielsweise in Lintfort von Heinrich Bergmann, Peter Schessner und H. J. Schmidt sowie in der Nachbarstadt Rheinberg von Theodor Cremer und Theodor Laakmann, aber auch von Jansen & Cohnen in Gladbach.

Das älteste bisher bekannte Belegstück, ein "Gruß von der Baustelle Lintfort", wurde bereits im Juni 1907 verschickt, als die Friedrich Heinrich AG in der Lintforter "Kleinen Heide" mit der Errichtung "provisorischer Bauwerke" durch die Philipp Holzmann & Cie. GmbH in Düsseldorf begonnen hatte. Eine schmalspurige Feldbahn zum Staatsbahnhof in Repelen war bereits fertigtgestellt. Die Karte, knapp 100 Jahre später zweifelsfrei eine Rarität, befindet sich im Eigentum eines Kamp-Lintforter Sammlers und wurde bereits zwei Mal veröffentlicht: erstmals bei Albert Spitzner-Jahn, Kamp-Lintfort im 20. Jahrhundert, 2. Aufl., Köln 1994, S. 24 und sodann bei Werner Kröger/Gert W. F. Murmann/Albert Spitzner-Jahn, Die Stadt- und Postgeschichte von Kamp-Lintfort, Horb 2005, S. 33.

Ansichtskarte 1911 mit Abteufschächten und Arbeiterkantine

Die sich anschließende Abteufe der Schächte 1 und 2 ist ebenfalls auf Ansichtskarten bildlich dokumentiert worden, und zwar gleich in mehreren Varianten. Zu sehen sind auf diesen Karten - teilweise in Verbindung mit bergmännisch gekreuztem Schlägel und Eisen - vor allem die beiden hölzernen Abteuftürme sowie die noch teilweise in Fachwerk ausgeführten Arbeiterwohnbaracken auf dem Betriebsgelände. Dargestellt sind ab 1909 die "gewaltigen Anfängen einer riesenhaften Industrie", wie ein zeitgenössischer Beobachter des Geschehens notierte. Im Hintergrund an der Friedrich-Heinrich-Allee oder in anderer Anordnung sind auf manchen Karten die Direktorenvillen A (für technischen Direktor Franz Brenner) und B (für den kaufmännischen Direktor Albert Spaeth) sowie das Verwaltungsgebäude zu erkennen. Eine dieser Karten mit einer Luftansicht der beiden Abteuftürme, die 1910 von dem damaligen Zechenprokuristen Anton Denninger auf der Vorderseite mit seinem persönlichen Stempel versehen und verschickt wurde, konnte Ende 2005 für immerhin gut 40,- Euro von einem auswärtigen Sammler, der sich auf Zechenansichten spezialisiert hat, im Internet ersteigert werden.

Die hier abgebildete Ansichtskarte zeigt in ihrer unteren Hälfte das erste Arbeiter-Casino an der Ringstraße, das die Zechenleitung in einen aufgekauften Bauernhof hatte einbauen lassen. Verschickt wurde die Karte 1911 von Lintfort nach Berlin.

Die Belegschaft der Friedrich Heinrich AG, die ihren Firmensitz zum 1. Juli 1908 von Düsseldorf dauerhaft nach Lintfort verlegte, war 1910 im Übrigen auf 275 Mann angewachsen. Auch hatte man 1907/09 mit dem Bau einer großen Arbeiterkolonie östlich des Zechengeländes - und damit im Rauchschatten der 1913 in Betrieb genommenen Kokerei - begonnen. Diese Kolonie weist deutlich Merkmale der deutschen Gartenstadtbewegung auf, welche das vorindustrielle Dorf zum Leitbild hatte. In zeitgenössischen Quellen wird sie als "mustergültig" dargestellt. Karten mit Ansichten von Wohnhäusern oder ganzen Straßenzügen der östlichen Kolonie kommen - oftmals auch als Mehrbildkarten - ab 1910/11 relativ häufig vor. In den thematischen Kontext des Lintforter Koloniebaus gehört ferner ein 1909 verschickter "Gruss von der Kantine der Firma Bleckmann, Lintfort" (abgebildet in: Albert Spitzner-Jahn, Kamp-Lintfort im 20. Jahrhundert, 2. Aufl., Köln 1994, S. 26). Diese aus Bochum stammende Firma hatte maßgeblichen Anteil am Bau der östlichen Kolonie. Ferner errichtete Konrad Bleckmann 1910 Siedlungshäuser für "niedere Angestellte" der Zeche an der Straße in Kamperbruch, die nach seinem Vornamen einbenannt wurde.

Die hier ausgewählte Karte mit drei Motiven (Abteuftürme, Villen A und B sowie Häuser der Arbeiterkolonie an der späteren Ebertstraße) verschickte ein Lintforter Bergmann 1911 als "kleine Ansicht von unserer neuen Heimat" an Verwandte in Mülheim/Ruhr.

Ansichtskarte aus dem Jahre 1911 - Gruß aus Lintfort

Sieht man einmal von den häufiger abgebildeten beiden Direktorenvillen ab, dann sind bis 1914 Karten mit Ansichten von Wohngebäuden aus der so genannten "Beamtenkolonie" im Westen der Zeche demgegenüber recht selten. Dies erklärt sich daraus, daß die Mehrzahl der Wohngebäude in diesem Bereich erst 1913/14 und sodann vor allem nach dem Ersten Weltkrieg entstand ist. Ein Beispiel aus der Vorkriegszeit ist die 1911 postalisch gelaufene Karte mit einer Ansicht des stattlichen Doppelwohnhauses Heinrichstraße 39/41.

Parallel zur Niederbringung der beiden Lintforter Schächte wurde 1911/12 der Bau der Tagesanlagen vorangetrieben. Unter der Regie des Zechenbaumeisters Johann Onnertz entstanden u.a. die Zentralmaschinenhalle, das Ventilatorgebäude, das Fördermaschinengebäude, der Lokomotivschuppen, eine Drahtseilbahn zum angekauften Eyller Berg mit Verladestation, die Kohlen- und die Koksseparation, die Kohlenwäsche, das Benzinlager, die beiden Schachtgebäude nebst Fördergerüsten, das Sumpfgebäude, das Waschkauengebäude und das Werkstättengebäude.

Ansichtskarte aus dem Jahre 1911 - Heinrichstraße

Am 1. Juli 1912 - und damit mindestens ein Jahr später als geplant - konnte mit 835 Belegschaftsmitgliedern die Förderung für den Absatz aufgenommen werden. Im folgenden Jahr, das für das Unternehmen "von besonderer Bedeutung" war, wurden die umfangreichen Tagesanlagen weitgehend fertig gestellt.

Die Jahresförderung erreichte 471.219,65 Tonnen. Ferner erfolgte die Inbetriebnahme der Kokerei mit den angegliederten Nebenbetrieben.

1913 wurden dort 146.362 Tonnen Koks, 6.027.253 kg Teer, 2.124.423 kg Ammoniak und 899.027 kg Benzol produziert. Die Belegschaft war im Laufe des Jahres auf 2.360 Mann angestiegen. In den sechs Gemeinden des Kamp-Lintforter Gebiets zählte man jetzt 12.023 Einwohner, von denen alleine 6.840 in Lintfort und 1.960 in Kamperbruch lebten. Der Wandel vom ländlichen zum industriellen Gemeinwesen war endgültig vollzogen und nicht mehr umkehrbar.

Diese Entwicklung spiegelt sich naturgemäß auch auf den Ansichtskarten mit Zechenmotiven bildlich wieder.

Ansichtskarte aus dem Jahre 1913 - Totalansicht der Zeche
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Albert Spaeth - erster kaufmännischer Direktor von Friedrich Heinrich
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Albert Spaeth, erster kaufmännischer Direktor

Albert Spaeth war der erste kaufmännische Direktor von Friedrich Heinrich.

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Albert de Montplanet - erster Aufsichtsratsvorsitzender von Friedrich Heinrich
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Albert de Montplanet - erster Aufsichtsratsvorsitzender von Friedrich Heinrich

Der Franzose Albert de Montplanet war der erste Aufsichtsratsvorsitzende von Friedrich Heinrich. Nach ihm wurden der (damalige) Montplanet-Platz und die heutige Montplanetstraße benannt.

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